rezzan gümgüm tritt Istanbul-Berlin-Stipendium an
Die Künstlerin rezzan gümgüm hat das Istanbul-Berlin-Stipendium der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt angetreten. Bis Dezember 2024 lebt und arbeitet gümgüm in einem Atelier im Kunstquartier Bethanien.
Bereits zum siebten Mal wurden im Rahmen des 2018 von der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) initiierten Istanbul-Berlin-Stipendiums zwei bildende Künstlerinnen aus der Türkei für einen jeweils fünfmonatigen Aufenthalt in Berlin ausgewählt. In einem zweistufigen Auswahlverfahren stellte die Jury des Kunstortes DEPOT in Istanbul (Evrim Kavcar, Marina Papazyan, Mert Sarısu, Rojda Tuğrul und Aylin Vartanyan) aus über 120 Bewerbungen eine Shortlist von zehn Künstler_innen zusammen. Die Jury der nGbK in Berlin (Stèphane Bauer, Nuray Demir und Barış Seyitvan) traf daraus die endgültige Auswahl. Neben rezzan gümgüm fiel die Wahl der Jury auf die Dokumentarfotografin Serpil Polat, die ihr Stipendium im Januar 2025 antreten wird.
Die Stipendiatin
rezzan gümgüms künstlerische Praxis umfasst verschiedene Medien wie Performance, Video, Installation, Fotografie und Stickerei auf Stoff. In ihrem vielseitigen Werk setzt sie sich mit Themen wie Identität, Geschlecht, Krieg, Konflikten, Vertreibung und Artenvielfalt auseinander, eingebettet in den breiteren Kontext von Ökologie, Politik und Gesellschaft. In ihrer Kunst erforscht gümgüm sowohl persönliche als auch kollektive Erfahrungen innerhalb der strukturierten Routinen des Alltags. Sie ist Mitbegründerin des Rê-Kollektivs, einer Kunstgruppe mit kritischem Fokus auf die mesopotamische Region, die öffentliche Räume als Plattformen für künstlerischen Ausdruck nutzt und inklusive Kunst schaffen will, die für alle zugänglich ist.
In Berlin will gümgüm ihr laufendes Projekt Goat on the Mountain, Moon in the Sky, Fish in the Water weiterentwickeln, das die kulturelle und biologische Vielfalt sowie das tägliche Leben in Dersim untersucht, wo Natur und lokale Kultur ineinandergreifen. Ihre Arbeit regt dazu an, die erkenntnistheoretische Verbindung der Menschheit zur natürlichen Welt neu zu überdenken, was angesichts der akuten Bedrohung der globalen Artenvielfalt von besonderer Relevanz ist.
Während ihres Aufenthalts plant gümgüm, mit Menschen aller Generationen zusammenzuarbeiten, deren Familien gewaltsam aus der Region Dersim nach Berlin vertrieben wurden, sowie mit Nichtregierungsorganisationen, die sich mit den Problemen von Migrantinnen in der Stadt befassen.
Zwischen 2007 und 2020 studierte gümgüm Kunst an der Hacettepe Universität in Ankara, an der Universität Madrid Complutense, an der Gazi Universität in Ankara und an der Macerata Accademia di Belli Arti, Macerata, Italien. Ihre Werke und Performances wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in der Türkei und im Ausland gezeigt, zuletzt als Teil des Videoscreenings Antiwarcoalition.art im ZKM, Karlsruhe.
Das Künstler_innenstipendium Istanbul-Berlin
Seit 2018 werden jährlich zwei Stipendien an in Istanbul lebende Künstler_innen vergeben. Das Stipendienprogramm der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert den kulturellen Austausch und unterstützt die künstlerische Entwicklung professioneller Künstler_innen als Bestandteil der aktiven Städtepartnerschaften zwischen Berlin und Istanbul und zur Stärkung der Verbindungen zur aktuellen türkischen Kunstszene. Das bereits bestehende Istanbul-Stipendium der damaligen Senatsverwaltung für Kultur und Europa wurde 2018 auf Initiative der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) zu einem echten Austausch erweitert, indem jährlich zwei Künstler_innen aus Istanbul von einer Jury ausgewählt und nach Berlin entsandt werden und umgekehrt. Es folgt der Überzeugung, dass internationaler Austausch und unmittelbare Kommunikation kulturelle Vielfalt als Bereicherung erlebbar werden lassen und zum kritischen Perspektivenwechsel einladen.
Weitere Informationen zum Stipendium Istanbul-Berlin finden Sie hier.
Das Stipendium der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt wird im Rahmen einer Kooperation zwischen der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) und dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien in Berlin sowie dem DEPO in Istanbul ermöglicht.