neue Gesellschaft
für bildende Kunst

Künstlerin: Julieta Ortiz de Latierro
Einweihung der Plakate mit der Künstlerin am Kottbusser Tor am 30. Juni um 19. Uhr
Workshop am 8. Juli 2023 um 18 Uhr
Plakate am U-Bahnhof Kottbusser Tor: 30. Juni – 20. Juli 2023
Intervention im "Berliner Fenster": 30. Juni – 20. Juli 2023

Fotocredits: Silke Briel

Offizielle Briefe lösen in den Köpfen vieler Menschen die Vorstellung von Horrorszenarien aus, insbesondere bei Menschen in prekären Lebensumständen. Mahnungen, Kündigungen, Bußgelder – alles scheint möglich in den kurzen Momenten, bevor der Brief geöffnet wird und sich im besten Fall nicht als existenzielle Bedrohung herausstellt.

Julieta Ortiz de Latierro widersteht dem Drang, solche offiziellen Briefe zu zerknüllen, zu zerreißen oder gar ungelesen in den Müll zu werfen, und verwandelt sie in Pop-Up-Skulpturen, und das in einer Geste, die ihre emotionale Wirkung zum Ausdruck bringt. Schnitte durchs Papier und Berg- und Talfalten verändern die gedruckten Nachrichten in den Briefen; Wörter stehen auf dem Kopf und gehen in andere über, verlieren ihre ursprüngliche Bedeutung und werden zu Nonsens.

Das Projekt Keine Werbung besteht aus drei Teilen: einer fotografischen Intervention auf dem Bahnsteig der U1 am U-Bahnhof Kottbusser Tor, einem Video-Tutorial, das über das „Berliner Fenster“ im gesamten U-Bahn-Netz ausgestrahlt wird, und einem offenen Workshop in Zusammenarbeit mit einem Beratungsverein im Kiez. Während des Workshops lernen die Teilnehmer:innen, ihre eigenen Briefe in Skulpturen zu verwandeln und so einen proaktiven Umgang mit den Ängsten zu finden, die die unverständliche, oft diskriminierende bürokratische Sprache bei ihnen auslöst. Der Workshop ist dazu gedacht, den Dialog zu fördern und einen Raum zu schaffen, in dem Erfahrungen ausgetauscht und Strategien für den Umgang mit den tatsächlichen sozialen und bürokratischen Sorgen der Menschen aus der Nachbarschaft besprochen werden können.

 

Julieta Ortiz de Latierro hat einen MFA von der Bauhaus-Universität Weimar und ein Diplom von der Escuela Nacional de Bellas Artes, Prilidiano Pueyrredón (I.U.N.A.) Buenos Aires, Argentinien. Daneben studierte sie bei der Künstlerin Diana Aisenberg MDA (Método Diana Aisenberg), und erhielt ein Stipendium für ein Studium am Centro de Investigaciones Artísticas. Ihre Erfahrungen in beiden von Künstler:innen geleiteten Studienprogrammen in Buenos Aires waren von wesentlicher Bedeutung für die Gründung von Krit-Kölln, einer von ihr in Berlin geleiteten Plattform für Forschung, Diskussion und Austausch unter Künstler:innen.

Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen Kunsträumen und Institutionen ausgestellt, darunter: Galerie Bernau (DE), Berliner Herbstsalon, Maxim Gorki Theater (DE), Schiller Museum (DE), Bauhaus Museum (DE), 11m3 Projektraum (DE), Brotfabrik Galerie (DE), Museo de Arte Colonial La Merced (CO), SCZG (HR), Kleine Humboldt Galerie Berlin (DE) und Fundación Klemm (AR).

Fotocredits: Silke Briel

Kunst im Untergrund 2022/23: Neue urbane Öffentlichkeiten

Irene Fernández Arcas
Sunny Pfalzer
Julieta Ortiz de Latierro
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Liminal Beast of Prey
Chargé

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