neue Gesellschaft
für bildende Kunst

Künstler_in: Sunny Pfalzer
Performer_innen: Ronald Berger, Kévin Bonono und Sunny Pfalzer
Performances: 10. 16. und 17. Juni 2023, 16 Uhr
Walk + Talk Performance mit Fadescha: 16. Juni 2023, 16 Uhr
Drei Plakate im U-Bahnhof Strausberger Platz: 9.–29. Juni 2023

Fotocredits: Silke Briel

Die Performance Scores for Fake Authenticity besteht aus sogenannten Scores (Handlungsanweisungen), die von drei Performer_innen im öffentlichen Raum auf dem Strausberger Platz aufgeführt werden. Mit vermeintlich authentischen oder unbewussten Gesten und Handlungen bewegen sich Ronald Berger, Kévin Bonono und Sunny Pfalzer teils getrennt und dann wieder gemeinsam vom U-Bahn-Eingang entlang des Platzes. Die Kostüme der Performer_innen lassen sie als Gruppe erkennen; einzeln wirken sie jedoch dem Alltäglichen entrückt, womöglich merkwürdig oder auch leicht absurd. 

Die Scores sind von Gesten und Bewegungen inspiriert, die Sunny Pfalzer im Stadtraum im Vorhinein beobachtete. Obwohl die Handlungen intim wirken, sind sie für die Performance choreografisch und ästhetisch konstruiert. Die Scores sind sozusagen „Recipes of Being”, Anleitungen des Seins.

Zwei Seinszustände, die sich zwischen repräsentativem und individuellem Verhalten abbilden, werden hier in ein Spannungsverhältnis gebracht: das „In-mich-Gehen“, wie es Sunny Pfalzer nennt, eine vermeintlich authentische, unbewusste Handlung, versus das „Zeigen-Wollen“, das Publikum und Umgebung adressiert, ein attentiver Zustand. Diese Zustände werden durch das performative Veröffentlichen ins Verhältnis zu Geschlechtsidentität gesetzt. Die sich als genderfluid identifizierenden Performer_innen greifen Blickregime auf, die aus der Differenz normativer Gesellschaftsvorstellungen und davon abweichender Identitäten hervorgehen. Während der Performance bewegen sich die Körper zwischen unterschiedlichen Bewusstseinszuständen hin und her. Als sich selbst ermächtigende Strategie (nach dem Motto „own your obstacles”) bedienen sich die Performer_innen hier Methoden feministischer und aktivistischer Kollektive.

Im U-Bahnhof sind die Performer_innen auf drei Plakaten an den Hintergleisflächen zu sehen. Sie posieren wie Popstars und greifen Formationen von Boy- und Girlbands der 1990er- und frühen 2000er-Jahre auf. Durch diese Poster, die auch als Ankündigungen für die Performances fungieren, werden die banalen Bewegungen zur Show. Die Plakate verweisen auf die Performativität des Alltäglichen und somit auch auf inhärente Gender Performativity.

 

Sunny Pfalzer thematisiert wiederkehrend aktivistische Räume sowie deren kontextuelle Darstellung und Umsetzung. Meist entstehen Bilder und Aktionen, die von popkulturellen Referenzen beeinflusst sind. Pfalzer schöpft neben visuellen Recherchen zum Thema aus deren eigenen Erfahrungen und orientiert sich in deren Arbeit stark an der gelebten Form von Protest- und Widerstandsbewegungen. Deren Fokus liegt auf der ästhetischen und theoretischen Auseinandersetzung mit dem „Zusammensein" als Mittel der Selbstermächtigung und Geste der kollektiven Ermächtigung. 

Performer_innen:

Ronald Berger ist Tänzer_in und Performer_in aus Costa Rica und lebt in Berlin. Die Verbindung zur Natur und deren performative Qualitäten prägten Ronald schon früh. Der Konflikt zwischen deren Sexualität und dem stark katholischen, chauvinistischen Kontext in deren Heimatland inspiriert Debatten, Analysen und Fragen nach sozialem Verhalten. 

Kévin Bonono, geboren in Amiens, Frankreich, zog später in sein Herkunftsland Kamerun, wo er bis zu seinem zwölften Lebensjahr lebte. Derzeit lebt er in Berlin. Im Jahr 2015 begann Bonono seine künstlerische Ausbildung in den Bereichen Tanz, darstellende Kunst und arbeitete unter anderem mit Künstler_innen wie Federica Dauri, Stefano Taiuti, Danilo Colonna und Isabel Lewis zusammen.

Fadescha ist Künstler_in und Kurator_in, die zu Kollektivität als normkritischer Pädagogik im Kontext queerer Hegemonien arbeitet. Fadeschas Videoarbeiten nutzen Performance, Text und Sound zur Archivierung unterschiedlichster radikaler Figuren.

 Fotocredits: Silke Briel

Kunst im Untergrund 2022/23: Neue urbane Öffentlichkeiten

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Sunny Pfalzer
Julieta Ortiz de Latierro
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Liminal Beast of Prey
Chargé

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