neue Gesellschaft
für bildende Kunst
Intervention: Kunst im Untergrund 2020/21: as above, so below
Sonntag, 15. August 2021 — Donnerstag, 30. September 2021Geöffnet:nach Ankündigung*
Sprache(n):
- Deutsch
- Englisch
Eintritt: -
Veranstalter_in: neue Gesellschaft für bildende Kunst
Künstlerinnen: Sasha Amaya, Clara Brinkmann, Philine Puffer, Florine Schüschke, Juli Sikorska
Im Rahmen des offenen Wettbewerbes »Kunst im Untergrund 2020/21: as above, so below« werden fünf Arbeiten realisiert, die sich mit sozialen Biotopen und dem Wandel städtischer Lebensräume auseinandersetzen. Der Wettbewerb findet seit über 60 Jahren statt, bei der diesjährigen Ausgabe steht die U-Bahnlinie U8 im Fokus, deren Verlauf eine Achse längs durch die Stadt bildet. Im Norden, am U-Bahnhof Franz-Neumann-Platz, werden Bodenpreise, der Immobilienmarkt, die Privatisierung von Wohnraum sowie Umsiedlungen menschlicher wie pflanzlicher Akteur_innen und deren Konsequenzen thematisiert. Im Süden, am U-Bahnhof Leinestraße, werden diese Diskurse um die Beschäftigung mit spekulativen Möglichkeiten für neuen Wohnraum und mit Einflüssen der Erderwärmung auf urbane Lebensräume erweitert. Im Fahrgastfernsehen des gesamten U-Bahnnetzes, dem Berliner Fenster, werden auf humorvolle und kritische Weise die Rolle der U-Bahnhöfe insgesamt sowie deren Bewertung durch die Stadtbewohner_innen befragt. Im Zusammenspiel der Arbeiten wird der Untergrund gedanklich wie räumlich mit dem oberirdischen Teil der Stadt verbunden und global geführte Debatten finden sich in lokalen Strukturen wieder.
Projektwebseite: as-above-so-below.ngbk.de
SASHA AMAYA: »Neophytes«
Drei Poster auf den Hintergleisflächen am U-Bahnhof Franz-Neumann-Platz (U8)
100 Päckchen mit Saatgut zur Mitnahme bei lokalen Anbieter_innen, mit einem Essay der Künstlerin
Sasha Amaya ist Autorin und Künstlerin, die in den Bereichen Tanz, Choreografie, Installation und Raumgestaltung arbeitet. Anhand von Berliner Grünanlagen richtet die Künstlerin ihren Fokus auf marginalisierte nichtmenschliche Bewohner_innen, wenn sie sich der Geschichte der »Neophyten«, also derjenigen Pflanzen widmet, die erst in jüngerer Zeit in den hiesigen Lebensraum eingeführt wurden.
CLARA BRINKMANN: »SubUrban – Die Zukunft Berlins lebt im Untergrund«
Plakate in der Nähe der Leinestr.:
Selchower Str. 26 (14.– 30. August)
Columbiadamm / Ecke Fontanestr. (31. August – 9. September)
Hermannstr. 220 (10.–30. September)
Reuterstr. / Ecke Karl-Marx-Str. (21.– 30. September)
Das Projekt der Künstlerin Clara Brinkmann ist das fiktive Immobilienunternehmen »Sub Urban«, das mit dieser Täuschung Fragen zu Raum, Recht auf Wohnen und bezahlbaren Wohnraum ironisch zuspitzt: In einem Gedankenspiel deklariert die Künstlerin stillgelegte U-Bahntunnel als Baugrund für Luxus-Wohnobjekte.
PHILINE PUFFER: »click the stars«
Videoclips im »Berliner Fenster«
Audio-Essay
Im gesamten U-Bahn-Netz wird über das »Berliner Fenster« die Arbeit von Philine Puffer in Form von kurzen Videoclips zu sehen sein. Dargestellt sind Google Rezensionen, Bewertungen und Internet-Kommentare zu Berliner U-Bahnhöfen, die nach unterschiedlichen Kriterien gesammelt und organisiert wurden. Die Künstlerin bildet damit den Vielklang städtischer Stimmen ab und macht gleichzeitig auf die aktuelle Bewertungskultur aufmerksam.
FLORINE SCHÜSCHKE: »Attraktive Grundstücke für Trauminvestitionen«
Zwei Poster auf den Hintergleisflächen und ein freistehendes Display am U-Bahnhof Franz-Neumann-Platz (U8)
Audiotour (60–90 min) Startpunkt: U-Bahnhof FranzNeumann-Platz
www.trauminvestitionen.de
Mit einer 60-90-minütigen Audiotour in Reinickendorf und Wedding lädt die Künstlerin und Architektin Florine Schüschke zu einem Stadtspaziergang auf den Spuren der Privatisierung ein: Hier werden landeseigener Grundbesitzverkauf, In-Sich-Verkäufe, Verkauf von Wohnhäusern an Immobilienfonds sowie Erbbaurechte thematisiert, zu denen sie seit 2018 forscht.
JULI SIKORSKA: »Urban Heat Island Living: Berlin-Neukölln«
Bodenaufkleber im U-Bahnhof Leinestr. (U8)
Plakate in der Nähe der Leinestr.:
Rollbergstr. 67
Boddinstr. / Hermannstr. 222
Thomasstr. / Selkestr.
Herrnhuter Weg 6
Donaustr. 102 / Rathaus Neukölln Hertastr. 1–1a / Ringbahnstr. Hermannstr. 122
»Urban Heat Island Living« ist eine spekulative Untersuchung der polnisch-deutschen Designerin Juli Sikorska. Sie nimmt sich Science-Fiction-Ideen, Zukunfts-Prototyping und Modellierungsprozesse zur Hilfe, um den Bezug zur Natur in urbanen Zentren zu analysieren, die zunehmenden Klimaveränderungen in der Stadt zu erforschen und sich so eine nachhaltige Zukunft für Berlin-Neukölln vorzustellen.
Die historische Entwicklung des Kunstwettbewerbs »Kunst im Untergrund«
Der Kunstwettbewerb, ursprünglich mit dem Titel »Kunst statt Werbung« ausgestattet, fand erstmals im Jahr 1958 in Ostberlin statt – die teilnehmenden Künstler_innen waren aufgerufen, Plakate für den Frieden zu entwerfen. Die eingereichten Arbeiten wurden auf den Hintergleisflächen am U-Bahnhof Alexanderplatz ausgestellt. Während ein Großteil der damaligen DDR-Institutionen nach 1989 aufgelöst oder umbenannt wurde, konnte sich der Wettbewerb behaupten. Seit Anfang der 1990er Jahre setzt die nGbK in Zusammenarbeit mit den Senatsverwaltungen unter dem Projekttitel »Kunst im Untergrund« künstlerische Arbeiten in oder in unmittelbarer Nähe von Berliner U-Bahnhöfen um. Die nGbK lobt den einphasigen Kunstwettbewerb »Kunst im Untergrund 2020/21: as above, so below« auf Grund der Eindämmungsmaßnahmen zu Covid-19 deutschlandweit anstatt wie in den vergangenen Jahren international aus.
nGbK-Projektgruppe: Barbara Green, Lorena Juan, Marenka Krasomil, Isabelle Meiffert, Mirko Winkel
Kuratorische Assistenz: Savannah Thümler
Finanziert mit Mitteln der Senatsverwaltung für Kultur und Europa – Kunst im Stadtraum
Unterstützt von
LOTTO-Stiftung Berlin
Publikation
ISBN: