SALZ. TON. GRANIT. Über nukleare Vergangenheiten und strahlende Zukünfte
Was bedeutet die aktuelle Energiekrise für unseren Umgang mit Atomkraft und die Suche nach alternativen Energien? Ist zukünftige Energieversorgung nicht nur ohne fossile Brennstoffe, sondern auch ohne Kernenergie denkbar? Und wie soll mit radioaktiven Abfällen umgegangen werden?
Das zweijährige künstlerisch-kuratorische Forschungsprojekt SALZ. TON. GRANIT. Über nukleare Vergangenheiten und strahlende Zukünfte (2023-2024) untersucht, wie die Atomindustrie und ihre Infrastruktur unser Leben beeinflussen. Die Erzeugung von Kernenergie und die Lagerung radioaktiver Abfälle geraten dabei ebenso in den Blick wie die täglich von ihren materiellen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen betroffenen Orte und deren Bewohner_innen. Im Rahmen einer Ausstellung und eines Veranstaltungsprogramms stellen die teilnehmenden Künstler_innen und die Kurator_innen der nGbK-Arbeitsgruppe die Ergebnisse ihrer umfangreichen Recherchen vor, in denen sie sich aus translokaler Perspektive mit den vielfältigen Verbindungen von Energie, Politik, Ökologie und sozialen Bewegungen beschäftigt haben.
Der Titel SALZ. TON. GRANIT. spielt auf jene drei Materialien an, die für die Endlagerung von Atommüll derzeit als am sichersten angesehen werden. Das Projekt blickt auf Deutschland und Ungarn, zwei Länder, die im Umgang mit Atomkraft entgegengesetzte Wege beschreiten: Während Deutschland 2023 seinen Atomausstieg mit der Abschaltung aller Atomkraftwerke angestoßen hat, baut Ungarn ein neues Kernkraftwerk, den umstrittenen Reaktor PAKS II. Diesen Gegensätzen zum Trotz stehen beide Staaten vor demselben noch ungelösten Problem, der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll, welches gemäß einer EU-Richtlinie innerhalb der eigenen Landesgrenzen gefunden werden muss. Dabei handelt es sich um ein globales Problem: Mit Ausnahme des finnischen Endlagers „Onkalo“, das 2025 in Betrieb genommen werden soll, existiert weltweit noch kein Endlager für das risikobehaftete Nebenprodukt der Energiegewinnung.
Die Ausstellung SALZ. TON. GRANIT. verbindet Berlin mit ländlichen Regionen in Deutschland und Ungarn, in denen sich nukleare Infrastrukturen wie Uranminen, Kernkraftwerke und Atommüll-Zwischenlager befinden oder die Schauplätze des Widerstandes gegen Atomkraft waren und sind. Gezeigt werden neun Neuproduktionen, die im Laufe des zweijährigen Forschungsprozesses entstanden sind. Viele der Arbeiten wurden in engem Austausch mit den Menschen vor Ort entwickelt, deren Perspektiven hier im Vordergrund stehen. Auf diese Weise wird sichtbar, wie die direkt mit den nuklearen Infrastrukturen Konfrontierten mit deren Folgen und den unsichtbaren Gefahren, die sie mit sich bringen, umgehen.
Begleitend zur Ausstellung fächern Führungen, Performances, Podiumsdiskussionen und Filmvorführungen die gesamte Breite der künstlerisch-kuratorischen Forschung auf und erweitern die Kernthemen der Ausstellung um weitere Perspektiven.
Künstler_innen: Ana Alenso, András Cséfalvay, Krisztina Erdei & Dániel Misota, Csilla Nagy & Rita Süveges, Sonya Schönberger, Marike Schreiber, Katarina Šević, Dominika Trapp, Anna Witt
Teilnehmende am Veranstaltungsprogramm: bankleer (Karin Kasböck und Christoph Leitner), András Cséfalvay & Gabriela Šaturová, Reinhard Dalchow, Sophie Hilbert, Paul Kolling, Björn Kröger, Elie Peuvrel & Anne-Kathrin Braune, Grit Ruhland, Emilija Škarnulytė, sowie Anna Witt mit Viviane Damitz, Aleksandra Saša Jeremić, Charlotte Kremberg, Silvio Kull, Patrick Neugebauer, Eileen Raddatz, Philip Rudzinski, Valerija Rutz und Ricarda Scheringer (HBK Braunschweig)
nGbK-Arbeitsgruppe: Katalin Erdődi, Marc Herbst, Julia Kurz, Virág Major-Kremer, Vincent Schier