Künstler_innenstipendium Istanbul-Berlin

Seit 2018 werden jährlich zwei Stipendien an in Istanbul lebende Künstler_innen vergeben. Das Stipendienprogramm der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert den kulturellen Austausch und unterstützt die künstlerische Entwicklung professioneller Künstler_innen als Bestandteil der aktiven Städtepartnerschaften zwischen Berlin und Istanbul und zur Stärkung der Verbindungen zur aktuellen türkischen Kunstszene. Das bereits bestehende Istanbul-Stipendium der damaligen Senatsverwaltung für Kultur und Europa wurde 2018 auf Initiative der nGbK zu einem echten Austausch erweitert, indem jährlich zwei Künstler_innen aus Istanbul von einer Jury ausgewählt und nach Berlin entsandt werden und umgekehrt. Es folgt der Überzeugung, dass internationaler Austausch und unmittelbare Kommunikation kulturelle Vielfalt als Bereicherung erlebbar werden lassen und zum kritischen Perspektivenwechsel einladen.

rezzan gümgüm

15. Juli – 15. Dezember 2024

Von Juli bis Dezember 2024 ist rezzan gümgüm Stipendiatin des Istanbul-Berlin-Stipendiums des Berliner Senats. Ihre künstlerische Praxis umfasst verschiedene Medien wie Performance, Video, Installation, Fotografie und Stickerei auf Stoff. In ihrem vielseitigen Werk setzt sie sich mit Themen wie Identität, Geschlecht, Krieg, Konflikten, Vertreibung und Artenvielfalt auseinander, eingebettet in den breiteren Kontext von Ökologie, Politik und Gesellschaft. In ihrer Kunst erforscht gümgüm sowohl persönliche als auch kollektive Erfahrungen innerhalb der strukturierten Routinen des Alltags. Sie ist Mitbegründerin des Rê-Kollektivs, einer Kunstgruppe mit kritischem Fokus auf die mesopotamische Region, die öffentliche Räume als Plattformen für künstlerischen Ausdruck nutzt und inklusive Kunst schaffen will, die für alle zugänglich ist.

In Berlin will gümgüm ihr laufendes Projekt Goat on the Mountain, Moon in the Sky, Fish in the Water weiterentwickeln, das die kulturelle und biologische Vielfalt sowie das tägliche Leben in Dersim untersucht, wo Natur und lokale Kultur ineinandergreifen. Ihre Arbeit regt dazu an, die erkenntnistheoretische Verbindung der Menschheit zur natürlichen Welt neu zu überdenken, was angesichts der akuten Bedrohung der globalen Artenvielfalt von besonderer Relevanz ist.

Während ihres Aufenthalts plant gümgüm, mit Menschen aller Generationen zusammenzuarbeiten, deren Familien gewaltsam aus der Region Dersim nach Berlin vertrieben wurden, sowie mit Nichtregierungsorganisationen, die sich mit den Problemen von Migrantinnen in der Stadt befassen.

Zwischen 2007 und 2020 studierte gümgüm Kunst an der Hacettepe Universität in Ankara, an der Universität Madrid Complutense, an der Gazi Universität in Ankara und an der Macerata Accademia di Belli Arti, Macerata, Italien. Ihre Werke und Performances wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in der Türkei und im Ausland gezeigt, zuletzt als Teil des Videoscreenings Antiwarcoalition.art im ZKM, Karlsruhe.

Ece Eldek

15. Januar – 15. Juni 2024

Die bildende Künstlerin und Dichterin Ece Eldek arbeitet mit Video, Fotografie, Performance, Installation und Poesie. Im Mittelpunkt von Eldeks künstlerischer Arbeit stehen Netzwerke sozialer, politischer und kultureller Beziehungen sowie verflochtene Mechanismen und Prozesse. Ausgehend von der Idee, dass subjektive Erfahrung durch die Umgebung, das Gedächtnis und den sozialen wie politischen Raum neu geformt und erzeugt wird, positioniert sie sich als Künstlerin in verschiedenen Beziehungsgeflechten und beforscht diese von Innen.

Zwischen 2005 und 2009 studierte sie an der Marmara-Universität in Istanbul Bildende Kunst und Grafikdesign. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern der Kunstinitiativen TOZ Artist Run Space und Her Hal in Istanbul und ist Mitbegründerin und Redakteurin der 2020 gegründeten Online-Zeitschrift Moero, die zur Sichtbarkeit von Frauen in der Lyrikszene beiträgt. Ihre künstlerischen Arbeiten zeigte sie in zahlreichen internationalen Ausstellungen und Biennalen, darunter zuletzt auf der Istanbul Biennale, im SALT Galata Istanbul und im Piccadilly International Art Museum in Seoul, Südkorea.

Das Stipendium der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt wird im Rahmen einer Kooperation zwischen der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) und dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien in Berlin sowie dem DEPO in Istanbul ermöglicht.