Die Ausstellung die Wissen eröffnet am 15. Dezember 2023 in der nGbK

22.11.23 Typ: Pressemitteilung

Ausstellung
die Wissen
Laufzeit: 16. Dezember 2023 – 18. Februar 2024
Eröffnung: 15. Dezember 2023, 18 Uhr
Ort: nGbK am Alex, Karl-Liebknecht-Straße 11/13, 10178 Berlin
Öffnungszeiten: Di–So 12–18 Uhr, Fr 12–20 Uhr, Eintritt frei
Der Besuch mit Kinderwagen und Rollstuhl ist barrierefrei möglich.
Pressevorbesichtigung: 15. Dezember 2023, 11 Uhr
Anmeldung: presse@ngbk.de

Am 15. Dezember eröffnet die Gruppenausstellung die Wissen in der nGbK. Fünf künstlerische Positionen zeigen plurale Erfahrungswissen mehrfacher Zugehörigkeiten in Malerei, Comic, Video und Skulptur.

Schauen wir auf die deutsche Grammatik mit ihren drei Artikeln, Singular und Plural: „das Wissen“, heißt es, sächlich und laut Duden nur in Einzahl möglich, einen neutralen Kanon andeutend. Einen Kanon, der unterscheidet, was richtig und was falsch ist. Etwas, das es zu lernen gilt, vielleicht sogar auswendig, und dann wiedergegeben werden kann, wenn danach gefragt wird. Menschen mit mehrfachen Zugehörigkeiten, Sehnsüchten und pluralen Erfahrungshorizonten kennen mehr als das; sie verkörpern und leben die Wissen unterschiedlicher Situationen und Zusammenhänge. Sie können gleichzeitig mehrfach fühlen und haben kontinuierlich erfahren (müssen), wie ortsgebunden und kontextspezifisch Wissen sind. Dass die Frage, was richtig und falsch ist, nicht überall, mit jeder Person und in jedem Moment gleich beantwortet werden kann, ist ihre gelebte Erfahrung. Die Wissen manifestieren sich körperlich. Sie sind eingeschrieben, manchmal versöhnend, manchmal antagonistisch, aber immer präsent. Die Ausstellung wird gestaltet von Künstler_innen, die mit diesen Wissen arbeiten und sie durch ihre Kunst teilen.

die Wissen ist der zweite Teil einer Ausstellungstrilogie des TAXISPALAIS in Innsbruck zu Fragen des Zusammenlebens und darüber, wie wir Diskurse um mehrfache Zugehörigkeiten in Westeuropa adäquater denken und praktizieren können. Der dritte Teil der Reihe ist dort unter dem Titel Ich bin anders, weil ich kann das. Stranger belongs to me noch bis zum 21. Januar 2024 zu sehen.

 

Über die Arbeiten

In den Malereien von Elif Saydam kommen verschiedene Bildtechniken, Materialien, Kunstgeschichten und Sprachen zusammen – sie stellen plurales Wissen her und dar. In der Arbeit Staatsbibliothek (Stabi), Potsdamer Platz wird die Staatsbibliothek, ein Ort an dem mitentschieden wird, welches Wissen archiviert und zugänglich gemacht werden soll, geöffnet für Erfahrungswissen, die diesen zu einem lebendigen Ort des Lernens machen könnten.

Nooshin Askaris Praxis konzentriert sich auf Fragen des Styles und die transgressive Möglichkeit, Form und Symbol gegeneinander auszuspielen. In ihrem Skulpturen-Ensemble Contracts führt jeder Vertrag diesen Widerstand auf, indem er sich aufrichtet und zurückrollt, bevor er die Decke berührt, wie ein Wasserfall herabstürzt oder sich wie eine Kobra aufbäumt.

Hiwa K geht in seinem Video eine Route nach, die von großer Bedeutung für den Austausch der Kulturen war und ist. Viele Menschen sind diesen Weg gegangen – wie der Künstler selbst von Kurdistan (Irak) nach Europa. Mit einer Spiegelskulptur, die er auf der Nase balanciert, bewegt er sich durch Landschaften, bis er nach Rom gelangt. Diesen Weg über die multiplen Perspektiven zu navigieren, die die kleinen Spiegel von oben ergeben, gerät zum höchst körperlichen und mentalen Balanceakt.

Michelle Keserwany und Noel Keserwany erzählen in ihrem Video Les Chenilles von einer Freundschaft zwischen zwei jungen Frauen, die aus der Levante nach Lyon gekommen sind – zwei Regionen, die bereits über die Seidenstraße miteinander verbunden waren. Sie erproben, wie sie sich gegenseitig stützen können und wie das Artikulieren des geteilten Schmerzes, der ihren Körpern auch historisch eingeschrieben ist, in gemeinsame Stärke umgewandelt werden kann. Ihre zusammen gelebte Verletzlichkeit erzeugt auf diese Art Akte des Widerstandes und der Emanzipation.

In ihrem autofiktionalen Comic Homestories erzählt Vina Yun die Geschichte der koreanischen Diaspora in Österreich. Gemeinsam mit mehreren Künstlerinnen macht Yun die Geschichte der koreanischen Arbeitsmigration, die die Erfahrungen unterschiedlicher diasporischer Generationen umfasst, in einem populären Format zugänglich. In dem ausgestellten Comic-Ausschnitt, den Moshtari Hilal gezeichnet hat, sehen wir, wie mehrfache Zugehörigkeiten nicht als solche gelesen und akzeptiert, sondern Betroffene beständig mit Alltagsrassismus konfrontiert werden.

 

Mit Beiträgen von Nooshin Askari, Hiwa K, Michelle & Noel Keserwany, Elif Saydam, Vina Yun mit Moshtari Hilal

Kuratiert von Setareh Shahbazi & Nina Tabassomi

 

die Wissen ist eine Übernahme der gleichnamigen TAXISPALAIS-Ausstellung.

Das Projekt ist eine Kooperation zwischen der TAXISPALAIS Kunsthalle Tirol GmbH und der neuen Gesellschaft für bildende Kunst.

Die neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Downloads

Pressemitteilung (pdf, 215,66 KB)

Elif Saydam, Staatsbibliothek (Stabi), Potsdamer Platz, 2022
Elif Saydam, Staatsbibliothek (Stabi), Potsdamer Platz, 2022 (jpg, 2,33 MB)
Hiwa K, Pre-Image (Blind as the Mother Tongue), 2017 (jpg, 2,44 MB)
Hiwa K, Pre-Image (Blind as the Mother Tongue), 2017 (jpg, 2,95 MB)
Michelle & Noel Keserwany, Les Chenilles, 2022 (c) Dewberries Films, Karim Ghorayeb (jpg, 832,83 KB)
Michelle & Noel Keserwany, Les Chenilles, 2022 (c) Dewberries Films, Karim Ghorayeb (jpg, 836,49 KB)
Michelle & Noel Keserwany, Les Chenilles, 2022 (c) Dewberries Films, Karim Ghorayeb (jpg, 2,49 MB)
Nooshin Askari, Rivers (Detail), 2022/23 (jpg, 1,14 MB)