§ 218 – Bilder gegen ein K(l)assengesetz

Sat, 22.1. – Thu, 17.2.77 Type: Ausstellung

Ort(e):

Galerie Franz Mehring, Mehringplatz 7

Arbeitsgruppe

Renate Beck, Jula Dech, Jürgen Hoffmann, Carl-Otto Schartenberg, Gabi Urban, Karin Wilhelm

Aus der Pressemitteilung:

Die Ausstellung wird veranstaltet von der Arbeitsgruppe ‘§ 218’ und unterstützt von der Künstlerhaus Bethanien GmbH. Gezeigt werden über 100 Bilder, die im Zusammenhang mit den nunmehr schon über 50 Jahre währenden Kampagnen gegen das Abtreibungsverbot in Deutschland entstanden sind. Das ‘Tali’ (Kreuzberg) zeigt gleichzeitig Filme zum Thema. Die erste Massenbewegung gegen den § 218 in den zwanziger Jahren hatte mit Künstlern wie Zille, Kollwitz, Lex-Nerlinger oder John Heartfield prominente Anwälte ihrer Bestrebungen aufzuweisen. Darüber hinaus wurden die Aufführungen von Friedrich Wolfs Theaterstück ‘Cyankali’ – 1929 verfilmt und jüngst hierzulande wiedererweckt – zu großen Demonstrationen gegen das vor allem Frauen und Arbeiter kriminalisierende Gesetz.

Seit den politischen Bewegungen von 1967/68 haben sich die Bestrebungen zur Abschaffung bzw. Veränderung des § 218 wieder verstärkt. Die (im Unterschied zu vielen europäischen Nachbarländern) ausgesprochen zögernde Behandlung der überfälligen Gesetzesänderungen, kulminierend in der Zurückweisung der sozialliberalen Reform von 1974 durch das Bundesverfassungsgericht, hält das Thema auf der Tagesordnung. Dementsprechend liegt der Schwerpunkt der bildlichen Stellungnahmen bei den politischen Alltags-Plakaten häufig namenloser Macher und Gruppen. Aber auch bekanntere Künstler wie Staeck, Waller oder Kienholz haben sich mit einzelnen Werken in die Aktionen eingemischt.

Die Ausstellung ist eine Fallstudie zum Thema politisch engagiertes Bild. Aber sie will nicht nur leidenschaftslos dokumentieren, sondern auch selbst Partei ergreifen – gegen ein Gesetz, für dessen inhumane Praxis seine Verteidiger so gern das Wort ‘Menschlichkeit’ in den Mund nehmen. Die Zensur des §-218-Blattes ‘Die Würde des Menschen’ (des Kreuzberger Produktionskollektivs) bei Radio Bremen hat erst kürzlich wieder gezeigt, wie die Parteien Sittlichkeit mit zweierlei Maß messen.

Unterstützt von

Kunstamt Kreuzberg

Künstlerhaus Bethanien GmbH

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