Alfredo Jaar: Das Pergamon-Projekt
Dieses Faltblatt vom RealismusStudio begleitete die gleichnamige Ausstellung von Alfredo Jaar im Berliner Pergamonmuseum im Winter 1992/93. Der Künstler, 1956 in Santiago de Chile geboren, bekam nach seinem einjährigen Stipendium im Rahmen des Künstlerprogramms des DAAD die Gelegenheit, hier eine politisch motivierte Kunstinstallation zu realisieren. Er bezog klare Stellung zur politischen Situation in Deutschland und schaffte eine Intervention in die Architektur. Jaar stellte 15 Neonschriftzüge auf die Stufen des Pergamonaltars: die Namen von deutschen Städten, in denen es 1992 rassistisch motivierte Übergriffe und Anschläge gegeben hat. Frank Wagner schreibt: „Jaars Eingriff in die strenge achsensymmetrische Ordnung des Altarraums mit einer ungeordneten Textstruktur soll die kulturelle Identität erschüttern, die das andere anscheinend nicht zulassen will.“ Das Faltblatt, das vom Künstler selbst gestaltet wurde, enthält verschiedene Textbausteine, darunter eine Auflistung von Gewalttaten gegen Migrant_innen in Deutschland, Zitate, Kommentare und eine Biografie.
Hg.: nGbK
Arbeitsgruppe: Christin Lahr, Maria Ocón, Udo Ropohl, Frank Wagner, Ingrid Wagner-Kantuser
Mit Beiträgen von: Frank Wagner u.a.