Gestaltung

2021 Typ: Glossar

Gestaltung ist unter dem Blickwinkel von AkteurInnen und der zum Agieren Ermächtigten zu sehen. Gestaltung an sich ist also als ein Begriff politischer Handlungsmöglichkeiten, generiert aber auch Ausschlüsse und Exklusivitäten, die es in Frage zu stellen und zu überwinden gilt. Gestaltung meint doch zunächst auch Zugänge zu Reservoirs an Wissen und Möglichkeiten, die eine privilegierte Lage an Zugehörigkeiten schaffen.

Sich selbst-gestaltende Städte wären ein Option, das gegenwärtigen Planungsverfahren in Städten entgegengesetzt werden könnte, welche von An- und Versammlungen städtischer wie branchennaher, vermeintlicher ExpertInnen geprägt sind. Events zwischen Fachmesse und Tagung müssen oft ohne Anteilnahme derer auskommen, die AdressatInnen städtischer Beteiligungsverfahren der (Mit-) Gestaltung sind. So gehen Fragen nach Bedürfnissen, das Bemühen um Wissensermittlung zu (über-) planenden Orten und Gebäuden oftmals in Leere. Dabei ist mit der Auflage an Projektentwickler und InvestorInnen, Formate der Befragung und Beteiligung zu inszenieren, schon ein Schritt getan.

Vielleicht also zunächst die Frage, ab wann ein gestalterischer Moment denn beginnt?

Der Weg von Parzelle, Grundstücken, Brachen oder vermeintlich veralteten Objekten auf den Markt ist davon in der Regel ausgenommen. Die Vorstufen – also der Ankauf, verwalterisch-administrative Vorgehensweisen, die es überhaupt erst möglich machen Flächen und Strukturen im Rahmen baulicher zu Veränderungen oder komplett neuer Entwürfe zu diskutieren – schaffen vollendete Tatsachen und ein Zeit- und Handlungsregime, an dem gestalterische Mitsprache, wenn überhaupt, zu spät einsetzt.

Voraussetzend, dass ein solcher Prozess bereits an den Stellen beginnt, an dem finanzielle Mittel Wege in den Stadtraum zu suchen, gehört das gängige Verständnis von Gestaltung im städtischen Kontext also hinterfragt. Umdeutungen und Öffnungen solcher Muster nehmen lange Wege in Anspruch – lange Wege, die Institutionalisierung, Rollenverteilungen, etablierte Prozesse und Verfahrensweisen in Frage stellen. Möglicherweise begänne dies mit den Mitteln und Möglichkeiten die Lernprozesse einer nicht-institutionellen ‚Schule der Stadt‘, was Wissen von und wahrscheinlich auch Lust auf die urbanen Räume produziert, in den wir leben.

Jan Lemitz, geboren 1971 in Düsseldorf, arbeitet als Fotograf und bildender Künstler in Duisburg und Berlin. Seine Projekte nehmen Landschaft, Architektur und Infrastruktur zum Ausgangspunkt medien-archäologischer Recherchen.  Seit 2017 ist Jan Teil des Rechercheprojekts ‚Stadt als Fabrik’ am FFT Düsseldorf, das sich anlässlich des Theaterumzugs mit der Geschichte des zukünftigen Standorts und innerstädtischen Transformationsprozessen im Bahnhofsviertel und an den Peripherien auseinandersetzt.