Nicht-Disziplinär

2021 Typ: Glossar

Urbane Praxis wird oft in einem Feld gemacht, das scheinbar gar nicht existiert, das von einigen, aber nicht von allen gesehen wird. Die Beschreibungen der Praxis waren deshalb lange Zeit von langen Aufzählungen von Disziplinen gekennzeichnet, in deren Zwischenraum sich die Praktiker_innen verorten. Gearbeitet wird zwischen den Feldern der Architektur, Stadtentwicklung, Kunst, dem Sozialen und der Bildung. Da all diese Begriffe mit großen institutionellen Formalisierungen verknüpft sind (Ministerien, Schulen, Museen, Universitäten, Planungsämter, Kammern, etc.), ist es um so schwieriger, neue Verbindungen zu konstruieren, die von den Akteur_innen innerhalb der jeweiligen Disziplin auch gelesen und mit der eigenen Praxis verbunden werden können.
Warum das Nein und die Ablehnung, Urbane Praxis mit Disziplin verbinden? In dieser Ablehnung steckt die Lust, aber auch die Notwendigkeit, die Grenzen der erlernten Disziplinen nicht nur zu übertreten, um zwischen den Disziplinen (interdisziplinär) nach Austausch und neuen Formen des Wissens zu suchen, sondern auch bestimmte Codes und Vorgehensweisen der erlernten Disziplinen aktiv zu verlernen, um anderen Wissensformen Raum zu geben. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass wir so die neuen Wege finden, um alte Muster hinter uns zu lassen und die komplexen Veränderungen, die wir gestalten müssen, anpacken können.

Markus Bader ist Mitbegründer der Gruppe raumlaborberlin. Seit 2016 leitet er das Fachgebiet Entwerfen und Gebäudeplanung am Institut für Architektur und Städtebau an der UdK Berlin. Er ist Mitglied im Rat für die Künste Berlin und engagiert sich in den Initiativen Haus der Statistik sowie Urbane Praxis.