Die nGbK feiert ihre Wiedereröffnung am neuen Standort Alexanderplatz

8.8.23 Typ: Pressemitteilung
Foto: Thomas Bruns für die nGbK

Nach über dreißig Jahren in Kreuzberg zieht die neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) an den Alexanderplatz. Am 13. September eröffnet der Kunstverein seine neuen Räume in der Karl-Liebknecht-Straße mit der Ausstellung House of Kal. Eine Pressekonferenz zur Wiedereröffnung findet am 13. September um 13 Uhr statt.

Ein Jahr lang war die nGbK ohne eigenen Ausstellungsraum, nun eröffnet sie ihren neuen Standort, die nGbK am Alex. In einer ehemaligen McDonald‘s-Filiale entstanden hier eigens für die nGbK vielfältig nutzbare Räume. Das vom Architekturbüro Hütten & Paläste entwickelte rekonfigurierbare Raumkonzept setzt auf Transparenz, Variabilität und Nachhaltigkeit. Die Architektur öffnet sich in den Stadtraum und macht so kollektive Aushandlungsprozesse sichtbar. Verschiebbare Wände bieten Freiraum für verschiedene Raumkonfigurationen, die Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Arbeitsräume miteinander verschränken und neue kuratorische Arbeitsweisen ermöglichen.

Die Räume in einer landeseigenen Immobilie werden von der Kulturraum gGmbH als Mieterin der Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) im Rahmen eines Zwischennutzungskonzepts für zunächst zehn Jahre an die nGbK untervermietet. Den Umbau der Räume in dem ehemaligen Markthallengebäude aus den 1970er Jahren verantwortete die nGbK selbst. In Hinblick auf eine künftige Nachnutzung wurden Eingriffe in den Bestand dabei geringgehalten und räumliche Setzungen auf das Wesentliche reduziert – eine Entscheidung, die auf die Zwischennutzung des Gebäudes verweist und den Ressourcenverbrauch geringhält. Für alle Neueinbauten wurden ökologische Materialien wie Strohplatten und Ton verwendet. Auch die von Folke Köbberling gestaltete Fassadenarbeit living elements nutzt recycelte Materialien. Die an der Außenseite des Gebäudes angebrachten Kästen aus Holz und wiederverwerteter Wolle formen die Buchstaben nGbK und bieten Vögeln einen Nistplatz.

Ihre bisherigen Räume in der Oranienstraße musste die nGbK aufgeben, nachdem das Gebäude an einen Luxemburger Immobilienfonds verkauft wurde, der nicht bereit war, über eine Verlängerung des Mietvertrags zu verhandeln. Ein Jahr ohne eigenen Ausstellungsraum überbrückte die nGbK mit erfolgreichen Kooperationen mit der Berlinischen Galerie und dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, wo sie die Ausstellungen Klassenfragen und Өмә zeigen konnte.

Bereits am 1. August bezog die nGbK ihre Geschäftsräume in der Karl-Liebknecht-Straße, die Ausstellungsräume werden am 13. September mit der Ausstellung House of Kal eröffnet. Gleichzeitig ist in der station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf ab dem 14. September die Ausstellung Dunkelkammer Bildungsmoderne mit Architekturfotografien des Künstler_innenduos Sabine Bitter & Helmut Weber zu sehen.

Am 15. September stellt das Architekturbüro Hütten & Paläste die neuen Räume im Rahmen des ARCH+ feature 120: nGbK vor. Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion sprechen die Architekt_innen mit Folke Köbberling und Annette Maechtel am Beispiel des Umbaus über die Rolle von Kulturinstitutionen in gesellschaftlichen Transformationsprozessen hin zu Nachhaltigkeit. 

Eröffnung der nGbK am Alex: 13. September 2023, 17 Uhr

Pressekonferenz zur Wiedereröffnung: 13. September 2023, 13 Uhr
Anmeldung: presse@ngbk.de

ARCH+ feature 120: nGbK

Kunstumbau

17:30 Uhr
Einweihung der Fassadenarbeit living elements von Folke Köbberling

18 Uhr & 18:30 Uhr
Führung durch die neuen Räume mit den Architekt_innen
Begrenzte Teilnehmer_innenzahl, Anmeldung unter features@archplus.net

19 Uhr
Podiumsdiskussion mit Frank Schönert und Nanni Grau (Hütten & Paläste), Folke Köbberling und Annette Maechtel (nGbK), Moderation: Christian Hiller (ARCH+)
Begrenzte Teilnehmer_innenzahl, Anmeldung unter features@archplus.net

Eine Kooperation von Arch+ und nGbK im Rahmen der Berlin Art Week

House of Kal

Ausstellung
Laufzeit: 14. September – 12. November 2023
Eröffnung: 13. September 2023, 17 Uhr
Ort: nGbK am Alex, Karl-Liebknecht-Straße 11/13, 10178 Berlin
Öffnungszeiten: Di–So 12–18 Uhr, Fr 12–20 Uhr
Pressekonferenz: 13. September 2023, 13 Uhr
Anmeldung: presse@ngbk.de

Auf Hindi, Urdu und Bengali bedeutet „kal“ sowohl gestern als auch heute. House of Kal ist ein nomadischer Ort für Musik und Bewegung und ein lebendiges Archiv antikolonialer Kunst. Die Ausstellung verbindet queere Orte in Colombo, Karatschi und Berlin. Fünf künstlerische Positionen setzen sich mit dem Meer als Ort von Flucht, Migration, Vertreibung und Extraktivismus auseinander.

Ausgehend von einem geplanten Hafenneubau in Island zeigt eine Installation des Kollektivs The Many Headed Hydra, wie der expansive Kapitalismus angesichts der Klimakrise an seine Grenzen stößt. Am Beispiel der Wohnungsnot in einem Arbeiter_innenviertel ihrer Heimatstadt Karatschi, das gleichzeitig akut von Überschwemmungen bedroht ist, beschäftigt sich die pakistanische Künstlerin Zahabia Khozema aus queer-feministischer Perspektive mit dem Zusammenbruch städtischer Infrastruktur. Ein Wandgemälde von Vicky Shahjehan versammelt Geschichten von Frauen und queeren Menschen aus einem vormals als „Sklaveninsel“ bekannten Viertel in Colombo (Sri Lanka) und der queeren migrantischen Community Berlins.

Vor dem Hintergrund des Todes hunderter Geflüchteter auf dem Mittelmeer dokumentiert die Aktivistinnengruppe Women in Exile die Geschichte von Protestformen zu Wasser. Ein gemeinsames Radioprogramm von Spaceship Beben, We Are Born Free Radio und One Love Radio behandelt Flucht- und Migrationserfahrungen und nutzt Klang, um Grenzregime zu durchbrechen. Ein umfangreiches Begleitprogramm aus Gesprächen, Buchvorstellungen, Workshops, Filmscreenings und Kochperformances aktiviert den Ausstellungsraum fortlaufend.

Am 13. September eröffnet House of Kal mit drei künstlerischen Positionen zu Flucht, Migration und Bewegungsfreiheit: Zwei Performances von Venuri Perera und Bino Byansi Byakuleka sowie einer politischen Intervention von Spaceship Beben.

Mit Zahabia Khozema, The Many Headed Hydra, Vicky Shahjehan, Spaceship Beben, Women in Exile

nGbK-Arbeitsgruppe: Aziza Ahmad, Promona Sengupta und The Many Headed Hydra (Aziz Sohail, Suza Husse, Emma Wolf Haugh)

Im Rahmen der Berlin Art Week

Dunkelkammer Bildungsmoderne: Über Form & Gebrauch

Ausstellung
Laufzeit: 14. September 2023 – 20. Januar 2024
Eröffnung: 14. September 2023, 19 Uhr
Ort: station urbaner kulturen, Auerbacher Ring 41, 12619 Berlin (Eingang Kastanienboulevard, neben Lebenshilfe e.V.)
Öffnungszeiten: Do+Sa 15–19 Uhr
Pressekonferenz: 14. September 2023, 11 Uhr
Anmeldung: presse@ngbk.de

Spätestens mit der Vertreibung der emanzipativen Moderne aus Europa nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der Etablierung des Internationalen Stils in der Architektur hat sich das Projekt der Moderne in formal ästhetische und ideologisch konkurrierende gesellschaftlich-staatliche Prozesse aufgespalten. In Bauten für die Bildung lassen sich diese Stränge wieder in Beziehung zueinander setzen.

Seit Ende der 1990er Jahre besucht, fotografiert und erforscht das Künstler_innen-Duo Sabine Bitter und Helmut Weber in so unterschiedlichen Ländern wie Brasilien, Kanada, Kroatien, Nigeria, Serbien oder den USA Gebäude und Strukturen der Nachkriegs-Bildungsmoderne sowie die Hintergründe und Realitäten ihres Gebrauchs.

Exemplarische Arbeiten aus diesem Langzeitprojekt untersuchen die Rolle und Bedeutung von Bildern von Bildungsarchitekturen in Modernisierungserzählungen aus unterschiedlichen Geografien und Ideologien. Sie erforschen, wie Kolonialismus, Rassismus und Klassismus darin sichtbar werden und wie sich Kritik an den Versprechen und Verbrechen der Moderne bildpolitisch festmachen lässt.

Die Ausstellung Dunkelkammer Bildungsmoderne und begleitende Veranstaltungen stellen die Frage, ob und wie heute angesichts der Komplizenschaft von Wissen und Bildung mit planetarischen Ausbeutungsprozessen noch Räume für ein „kritisches Erbe“ der Moderne geöffnet werden können, in denen andere Formen des Wissens entwickelt und zukunftstaugliche Verhältnisse und Umgangsweisen mit Bildung ermöglich werden.

Im Rahmen der Berlin Art Week

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