Über nukleare Vergangenheiten und strahlende Zukünfte: SALZ. TON. GRANIT. in der nGbK

2.11.23 Typ: Pressemitteilung

Research Assembly
SALZ. TON. GRANIT.
Über nukleare Vergangenheiten und strahlende Zukünfte

17.–19. November 2023
nGbK am Alex, Karl-Liebknecht-Straße 11/13, 10178 Berlin
Eintritt frei
Der Besuch mit Kinderwagen und Rollstuhl ist barrierefrei möglich.

Das zweijährige künstlerisch-kuratorische Forschungsprojekt SALZ. TON. GRANIT. erforscht Vergangenheit und Zukunft nuklearer Infrastrukturen in Deutschland und Ungarn. Im ersten Jahr besuchten die Arbeitsgruppenmitglieder und Künstler_innen Standorte von Uranminen, Atomkraftwerken und Atommüllendlagern sowie Schauplätze des Widerstands gegen Atomkraft. Vom 17. bis zum 19. November stellen sie das Projekt im Rahmen eines dreitägigen Research Assemblys in der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) der Öffentlichkeit vor. Aktivist_innen, Künstler_innen, Forscher_innen und Autor_innen sprechen über die Langzeitfolgen der Kernenergie, Anti-Atomkraftbewegungen und die Energiewende.

Bei der Nutzung von Atomkraft beschreiten Deutschland und Ungarn entgegengesetzte Wege. Während die letzten deutschen Atommeiler im April 2023 vom Netz gingen, erweitert Ungarn sein einziges Atomkraftwerk um den umstrittenen PAKS-II-Reaktor. Beide Länder stehen dabei vor dem Problem der unabgeschlossenen Standortsuche für Atommüllendlager, die innerhalb der jeweiligen Landesgrenzen gefunden werden müssen.

Ausgehend von den drei geologischen Formationen, die für die Endlagerung von radioaktiven Abfällen als am sichersten angesehen werden, betreibt SALZ. TON. GRANIT. ortsspezifische künstlerische Forschung. Künstler_innen arbeiten dafür mit verschiedenen Communities an unterschiedlichen Orten in Deutschland und Ungarn – von Dörfern bis hin zu industrialisierten Kleinstädten –, die Uranminen, Atomkraftwerke und Endlager beherbergen oder wichtige Schauplätze von Anti-Atomkraftbewegungen waren. Die Bewohner_innen dieser meist ländlichen Gebiete müssen die häufig gravierenden Langzeitfolgen politischer Entscheidungen tragen, die auf überregionaler Ebene getroffen werden. SALZ. TON. GRANIT. untersucht, welche Zugänge künstlerische Forschung zu ihren Erfahrungen finden kann, um sie über verschiedene Orte hinweg miteinander zu verbinden.

In den vergangenen Monaten reisten die beteiligten Arbeitsgruppenmitglieder und Künstler_innen dafür zu Ausbildungszentren für das Personal von Atomkraftwerken, aufwändig gestalteten „Showrooms“ von Endlagern, Kontrollräumen von Atomreaktoren und ehemaligen Uranminen. Sie besuchten das Gorleben-Archiv, das den wendländischen Widerstand gegen Atomkraft dokumentiert, sprachen mit Aktivist_innen über die Zukunft von Anti-Atomkraft-Bewegungen und recherchierten in dem ungarischen Dorf Ófalu, dessen Bewohner_innen sich in den 1980er Jahren dank ihres selbstorganisierten Widerstands erfolgreich gegen den Bau eines Atommüllendlagers stellten. Außerdem stießen sie auf eine „Atomelite“ im ungarischen Paks und beobachteten den Versuch des Ortes Bátaapáti, durch die Einrichtung eines Endlagers Abwanderung zu bekämpfen. Im Endlager Morsleben wurden sie Zeuge ausschweifender Karnevalsfeiern und im sächsischen Bad Schlema bewunderten sie die Uranglassammlung der ehemaligen Wismut SDAG.

Im Rahmen eines dreitägigen Research Assemblys stellen die Arbeitsgruppenmitglieder und Künstler_innen ihre Rechercheergebnisse nun erstmals der Öffentlichkeit vor. Daneben sprechen Aktivist_innen, Künstler_innen, Forscher_innen und Autor_innen über die Langzeitfolgen von Kernenergie, Anti-Atomkraftbewegungen und die Energiewende.

Im November 2024 findet das zweijährige Forschungsprojekt seinen Abschluss in einer Ausstellung in der nGbK.

Mit Beiträgen von Ana Alenso, András Cséfalvay, Theresa Deichert, Krisztina Erdei, Ende Gelände / Kali, Gorleben Archiv / Anna Gäde, Green Youth Pécs / Júlia Konkoly-Thege, Max Haiven, Moritz Maria Karl, Péter Molnár, Csilla Nagy & Rita Süveges, Nowhere Kitchen (Pepe Dayaw), PPKK (Schönfeld & Scoufaras), Eglė Rindzevičiūtė, Katarina Šević, Sonya Schönberger, Marike Schreiber, Oxana Timofeeva, Andrea Vetter, Anna Witt, Working Group Image Archive Asse II (Susanne Kriemann, Judith Milz, Lena Reisner)

nGbK-Arbeitsgruppe: Katalin Erdődi, Marc Herbst, Julia Kurz, Virág Major-Kremer, Vincent Schier

Produktion: Karoline Kerkai, nGbK (Deutschland), Dina Darabos, Kovács Kinga (Ungarn)

Gefördert im Programm Zero – Klimaneutrale Kunst- und Kulturprojekte der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Die neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Für das Projekt SALZ. TON. GRANIT. erhält die nGbK eine Förderung aus dem „Fonds Zero“ der Kulturstiftung des Bundes, mit dem die Kulturstiftung Kultureinrichtungen darin unterstützen möchte, klimaneutrale Produktionsformen und neue Ästhetiken mit geringstmöglicher Klimawirkung zu erproben. Dazu sollen projektbezogene Emissionen vermieden, reduziert oder nach national bzw. international zertifizierten Standards kompensiert werden.

Mit dieser Förderung macht sich die nGbK auf den Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Sie ermöglicht es dem Kunstverein, sich deutlicher in Nachhaltigkeitsdiskursen zu positionieren und seinen Multiplikatoreffekt als Kunstinstitution zu nutzen. Durch künstlerisch-kuratorische Arbeit kann eine Ästhetik der Nachhaltigkeit auf menschlicher, nicht-menschlicher, sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Ebene entwickelt werden, die neue Perspektiven auf zukünftige Formen des Zusammenlebens eröffnet.

Darüber hinaus konnte aus den Fördermitteln die Stelle eines Klimabeauftragten geschaffen werden, der eine Klimabilanz für die gesamte Institution erstellt und nach Einsparungspotentialen für Emissionen sucht. Als eine der ersten konkreten Maßnahmen wurde ein Flugverbot für Strecken, die mit der Bahn in unter acht Stunden zurückgelegt werden können, beschlossen.

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