Zwischennutzungen
Die Aktivierung von Leerständen als Experimentierfläche für Ideen und Projekte hat inzwischen einen langen Vorlauf. Zwischennutzungen waren schon seit je ein Ort, an dem sich (sub)kulturelle und soziale Initiativen formieren konnten und die als kreative Orte erst Nutzer_innen und später auch Besucher_innen anzogen.
Fand dies im Wesentlichen informell und eher unter Duldung der öffentlichen Hand statt, ist das Thema spätestens seit Beginn der 2000er Jahre zunehmend institutionalisiert und in formellen Rahmen organisiert. Dennoch wurde der Bereich eher als Nische wahrgenommen, in dem sich Initiativen und die wenigen geförderten öffentlichen Zwischennutzungsagenturen mit viel Idealismus an den Widerständen bei Eigentümer_innen und in der Verwaltung abarbeiten. Dies änderte sich mit den wenig überraschenden, wachsenden Leerständen in den Einzelhandelslagen deutscher Innenstädte. Nach dem die lange bewährten Instrumente von Festivalisierung und Inszenierung des Konsums nicht mehr greifen und die lange aufrechterhaltene Fassade einzustürzen droht, entdecken Wirtschaftsförderungen und Einzelhandelsverbände plötzlich das geschmähte Thema Zwischennutzung, um den Einzelhandelslagen neues Leben einzuhauchen.
Doch was verstehen wir unter Zwischennutzungen? Zwischennutzungen sind eine Möglichkeit, um vielen Menschen einen niedrigschwelligen Zugang zu Räumen zu eröffnen, an denen sie (erstmalig) die Möglichkeit haben, an ihren Ideen zu arbeiten, sich mit anderen Menschen zu treffen, Angebote für ihre Nachbarschaft zu schaffen und ohne finanziellen Druck arbeiten zu können. Natürlich mit den Einschränkungen, die diese Leerstände haben und der Möglichkeit, dass diese in eine reguläre Nutzung überführt werden.
Unser Ziel ist es, sowohl für die Nutzer_innen als auch für die Räume die Möglichkeiten aufzuzeigen, die in ihnen liegen und zu helfen, diese zum Vorschein zu bringen. Dafür unterstützen wir die Akteur_innen in der Umsetzung ihrer Projekte, stellen Kontakte zwischen Nutzer_innen und Eigentümer_innen her, helfen in der Zusammenarbeit mit der Verwaltung und tragen Initiativen und ihre Ideen in die lokale Politik und Gesellschaft. Dies reicht von der eher abstrakten Erstellung von Genehmigungsunterlagen für Nutzungsänderungsanträgen über die Unterstützung mit konkreten Sachmitteln bis hin zum Anpacken in der praktischen Umsetzung der einzelnen Zwischennutzungen.
Die Instrumentalisierung von Zwischennutzungen, von Kunst und Kultur, um öffentliche Plätze auf Zeit zu bespaßen und zu bespielen, um den Status Quo zu konservieren, ohne die Bewohner_innen an der zukünftigen Entwicklung ihrer Städte teilhaben zu lassen, lehnen wir entschieden ab.
Das AAA – Autonome Architektur Atelier arbeitet seit 2006 in der Entdeckung, der Inszenierung und der Nutzung von Stadträumen. Die Zwischennutzung von Leerständen und Brachen ist dabei eins seiner Hauptarbeitsfelder.