Activist Choreographies of Care
Activist Choreographies of Care
29. März – 1. Juni 2025
Eröffnung: 28. März 2025, 19 Uhr
Pressevorbesichtigung: 28. März 2025, 11 Uhr
Wir bitten um Anmeldung unter presse@ngbk.de
Activist Choreographies of Care: perfocraZe International Artist Residency eröffnet am 28. März in der nGbK. Das Projekt verbindet Kumasi mit Berlin und verflicht queere Geschichten, die in, über und von diesen Orten erzählt werden. Bestehende und neu produzierte künstlerische Arbeiten, frühere Performances und neue Live-Aktionen werden durch ein Veranstaltungsprogramm miteinander verbunden, das den gemeinschaftlichen Geist einer Residency mit der Idee eines Begegnungsraums verbindet, der durch eine Ausstellung und ein Performance-Setup entsteht.
Activist Choreographies of Care eröffnet einen Satellitenraum der perfocraZe International Artist Residency (pIAR) aus Kumasi (Ghana) in Berlin. pIAR ist ein selbstorganisierter Safer Space für die LGBTQIA+ Community in Ghana, der derzeit durch ein neues Gesetz akut bedroht ist. Das „Gesetz über menschliche sexuelle Rechte und ghanaische Familienwerte“, das im Februar 2024 vom Parlament verabschiedet wurde, kriminalisiert unter anderem die Identifizierung als LGBTQIA+ und das Eintreten für die Rechte von LGBTQIA+ Personen. Während das Gesetz vom vorherigen Parlament nicht unterzeichnet wurde und seine Umsetzung somit ausgesetzt ist, plant das neue Parlament, den gewalttätigen und diskriminierenden Inhalt des Gesetzes in Lehrpläne von Schulen aufzunehmen.
Mit Installationen, Filmen, Textilarbeiten, Poesie und Performances suchen die Künstler_innen nach queerem Erbe. Dabei machen sie koloniale Geschichten sichtbar, die in Körper und Räume eingeschrieben sind, und schaffen Welten, die Raum für Verbindung, täglichen Widerstand und Transformation bieten. Die in Kumasi und Berlin lebenden Künstler_innen erforschen zirkuläre Erzählungen und spekulative queere Zukünfte. Mit Blick auf vorkoloniale Geschichten versammelt das Projekt Künstler_innen, deren Arbeiten westliche Vorstellungen von binärem Geschlecht und Queerness in Frage stellen, um internationale Solidarität zu wecken und resiliente Netzwerke aufzubauen.
Die Ausstellung dient als Ort der Begegnung, des Austauschs und des gemeinsamen Essens. In diesem Sinne finden am Eröffnungsabend Performances teilnehmender Künstler_innen statt. Im April und Mai wird das Programm mit offenen Ateliers, einem Filmabend, einem Performance-Marathon, Workshops und dem Love fEAST fortgesetzt. Das Love fEAST ist eine Dinner- und Tanzparty, die eine Brücke zwischen Künstlerinnen, queeren Familien und lokalen Communities in Kumasi schlägt.
Aus der Ausstellung und dem Veranstaltungsprogramm entsteht eine Publikation, die ab Mai im Verlag der nGbK erhältlich sein wird.
Künstler_innen: Va-Bene Elikem Fiatsi, Martin Toloku, Sarah Ama Duah, Anthony R. Green & Julius Yaw Quansah, Rüzgâr Buşki & Mawuenya Amudzi, Marcella Nuerkie Akuetteh, Rebecca Korang & Efia Serwah, Akpene Akosua Deku, Chie Marquart-Tabel & Austin Nortey, Angel Maxine, Isabel Kwarteng-Acheampong, Audrey Obuobisa-Darko, Baahwa, Damien Kwadjo, Efua Osei, Kobena Ampofo, Kwame Boateng, Nenyi Ato Bentum, Kwame Brenyah, Bodi Babatola, Otis Mensah and the K++V Performance Swarm
nGbK-Arbeitsgruppe: Va-Bene Elikem Fiatsi (crazinisT artisT), hn. lyonga, Sunny Pfalzer, Malte Pieper, Maj Smoszna
Über die Arbeiten
Va-Bene Elikem Fiatsis (crazinisT artisT) Monument of Second Skin besteht aus gebrauchter Kleidung, die als feminin oder nicht-binär wahrgenommen wird. Seit 2012 sammelt die Gründerin von pIAR solche Kleidung und hat sie in Rituale, Installationen und Performances aus der Zeit ihrer Transition integriert. In ihrem Atelier in Kumasi schuf sie daraus eine weitläufige, intime Installation, die Schutzraum, Ankleide und Monument einer „zweiten Haut“ zugleich ist. Die Installation zeigt auch Ritual of Becoming aus der Serie froZen, in der Va-Bene fotografisch ihre täglichen Reinigungsrituale, ihr Ankleiden und das Auftragen von Make-up dokumentiert.
Die immersive Textilinstallation TIME BOMB von Marcella „Naa“ Nuerkie Akuetteh verknüpft in Berlin und Kumasi gesammelte Stoffreste und ihre verschiedenen Muster und Formen. Die Audioinstallation im Raum vereint Stimmen Mitwirkender von pIAR. Sie berichten von den möglichen Folgen des drohenden Anti-LGBTQIA+ Gesetzes in Ghana. Die Skulptur MOTHER OF MANY der deutsch-ghanaische Künstlerin Sarah Ama Duah interessiert sich aus afrodiasporischer Perspektive für die Beziehung zwischen Geschichte und ihrer Erscheinung in Artefakten kultureller Erinnerung.
Eine Installation mit Prints von Rüzgâr Buşki & Mawuenya Amudzi widmet sich Aktivistinnen aus der ghanaischen Queer-Community. Buşkis Serie von Drucken bezieht sich auf Protestbanner, die für einen Protest gegen das Anti-LGBTQIA+ Gesetz vor der ghanaischen Botschaft in Berlin gestaltet wurden. Amudzis verschiedene Druckverfahren schlagen eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart und betonen die Vielschichtigkeit von Erinnerung. Martin Tolokus interaktive Installation Yali lädt zu einem Ritual des Geschichtenerzählens ein. Sieben im Boden vergrabene menschliche Köpfe umkreisen die Beziehung zwischen Zeit und Material und die Geschichten, die in Objekten verborgen liegen.
Der Choreograf Julius Yaw Quansah und der Komponist Anthony R. Green verbinden Bewegung, Klang und Text zu einer multimedialen Installation, die vom Adinkra-Symbol Hye Anhye (das, was nicht verbrennt) inspiriert ist. Na wo pɛ sɛ me hye, na nso me nhye da (Du wolltest mich brennen sehen, aber ich werde nie verbrennen) ist zugleich eine Feier queerer und Schwarzer Fürsorge sowie ein Gebet für Stärke, Widerstand und Solidarität unter Afrikaner_innen weltweit. Der Tanz der Künstler entfaltet sich als ein Gespräch über Kontinente hinweg.
Die Installation L)L) (Love in Ewe) von Akpene Akosua Deku erforscht die Komplexität menschlicher Beziehungen und die Barrieren, die Gesellschaften errichten, um Menschen voneinander zu trennen. Eine Seite der Arbeit blüht in Fülle, während die andere von Vernachlässigung gezeichnet ist. In Rebecca Pokua Korangs & Efia Serwahs On Murmurs and Mouthfuls überlagern sich Textil- und Klangelemente zu einer Installation, die Verflechtungen von Essen, Kolonialismus und queerer Intimität nachgeht. Zwischen Sichtbarkeit und Verborgenheit schwebend, „queert“ die begehbare Arbeit den Akt des Erzählens.
Chie Marquart-Tabels & Austin Norteys Arbeit Defining Survival (Queer Everexistence in Motion) betrachtet das „Überleben“ als eine dauerhafte, kreative Kraft, die sich gegen weiße, westliche und koloniale Dominanz und Reglementierung behauptet. Nortey verbindet Second-Hand-Textilien mit korrodierten Metallspuren, während die semi-figurative, mystische Formensprache von Marquart-Tabel sich durch Kartonskulpturen und einen Quilt zieht. Die Besucher_innen sind eingeladen, sich auf den Quilt zu legen, die Bewegungen der Skulpturen zu beobachten und dem poetischen Beitrag von Bodi Babatola zu lauschen.
Begleitprogramm
Freitag, 28. März, 19 Uhr
Eröffnung
mit der Performance TIME BOMB von Marcella Nuerkie Akuetteh und einer Konzert-Performance von Anthony R. Green & Julius Yaw Quansah u. a.
Auf Deutsch und Englisch
Freitag, 18. April, 12 Uhr 
Protest-Performance
von Va-Bene Elikem Fiatsi
Auf Ewe (keine Sprachbarriere)
Samstag, 19. April, 19 Uhr
Performance-Marathon
des K++V Swarm und Gästen
Auf Deutsch und Englisch
Dienstag–Freitag, 22.–25. April, 14–18 Uhr
Offene Ateliers, Screenings, Workshops, Lesungen, Gespräche
mit pIAR-Alumni, Jasmin Rolli, Austin Nortey, Kwame Brenyah, Mawuenya Amudzi und Gästen
Auf Deutsch und Englisch
Dienstag, 22. April, 19 Uhr
Filmabend
mit Kurzfilmen von Künstler_innen und Aktivist_innen aus dem pIAR-Umfeld
Auf Englisch
Samstag, 26. April, 17 Uhr
Love fEAST
Dinner mit ghanaischem Essen, Konzert von Angel Maxine, Musikperformance von Kwame Brenyah, DJs
Auf Deutsch und Englisch
Samstag, 3. Mai, 15 Uhr (Deutsch) und 16 Uhr (Englisch)
Kuratorische Führung
zum Gallery Weekend
Samstag, 17. Mai, 15 Uhr (Deutsch) und 16 Uhr (Englisch)
Kuratorische Führung
am Internationalen Tag gegen Homo-, Trans- und Biphobie
Sonntag, 1. Juni, 11–14 Uhr 
Queering Black Church Narratives
Veranstaltung für BIPOC
Anmeldung unter anmeldung@ngbk.de
Sonntag, 1. Juni, 15 Uhr
Finissage, Performances, Protest und Lesungen im öffentlichen Raum
vom Ausstellungsraum über den Alexanderplatz, zur Eröffnung des PRIDE-Month 
mit Angel Maxine, Damien Kwadjo, hn. lyonga, Isabel Kwarteng-Acheampong, Kwame Boateng, Otis Mensah und Va-Bene Elikem Fiatsi
Auf Englisch
Weitere Veranstaltung
Freitag, 16. Mai – Montag, 26. Mai
Ausstellung 
von iki yos piña, mani tapes und wat3r mami („Dont hit a la negrx“) 
kuratiert von BARAZANI.berlin
Ort: BARAZANI.berlin, Projektraum SPREEUFER, Spreeufer 6, 10178 Berlin
nGbK am Alex
Karl-Liebknecht-Straße 11/13, 10178 Berlin, 1. Etage (Zugang über Rolltreppe)
Öffnungszeiten: Di–So 12–18, Fr 12–20 Uhr
Eintritt frei
Der Besuch mit Rollstuhl und Kinderwagen ist barrierefrei möglich.
Weitere Informationen zum Besuch finden Sie hier.
Va-Bene Elikem Fiatsi wird von der Martin Roth-Initiative gefördert, einem gemeinsamen Schutzprogramm des ifa – Institut für Auslandsbeziehungen und des Goethe-Instituts, das vom Auswärtigen Amt unterstützt wird.
In Zusammenarbeit mit dem DAAD Künste und Medien Programm.