Dissident Paths: A Hard Rain
Eine Begegnung mit Liz Rosenfeld
Keine Anmeldung erforderlich
Treffpunkt: am Eingang der Neuen Wache
Google-Koordinaten
Zugänglichkeit:
- Der Ort ist barrierefrei zugänglich (rollstuhlgerecht).
- Vor Ort gibt es keine Sitzgelegenheiten, jedoch stehen in der Nähe, im Kastanienhain, öffentliche Bänke zur Verfügung.
- Eine öffentliche Toilette ist kostenlos in 7 Minuten zu Fuß erreichbar.
- Für Fragen zur Barrierefreiheit wenden Sie sich bitte an: cruisingcurators@gmail.com
Hinter der Neuen Wache in Berlin, einem Ort des staatlichen Gedenkens an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, liegt ein unscheinbarer Kastanienhain, ein Gelände, das seit über einem Jahrhundert als Cruising-Ort bekannt ist. Schon während des Ersten Weltkriegs (und vermutlich sogar noch früher) suchten hier Soldaten nach sexuellen Begegnungen.
Die Neue Wache selbst, ursprünglich zwischen 1816 und 1818 als Wachhaus errichtet, ist ein Ort der ernsten Reflexion und steht heute für kollektives Gedenken: In ihrem Inneren kniet Käthe Kollwitzs Mutter, die ihren toten Sohn im Arm hält – ein kraftvolles Bild, das die Sinnlosigkeit patriarchaler Kriege verkörpert.
In einer einstündigen performativen Begegnung aus Text und Gesang lenkt Rosenfeld die Aufmerksamkeit auf die vielschichtigen Geschichtsebenen dieses Ortes und stellt die Frage, was es bedeutet, sich an einem öffentlichen Denkmal zu versammeln, um über die Brutalität des Faschismus in einer Zeit globaler Kriege, von Völkermord, politischer Zensur, systemischer Gewalt und dem fortwährenden Drang zur Auslöschung queeren Lebens nachzudenken.
Liz Rosenfeld ist ein_e interdisziplinäre Künstler_in, die mit Performance, Bewegtbildern, Zeichnungen und experimentellen Schreibpraktiken arbeitet. Liz beschäftigt sich mit der Nachhaltigkeit emotionaler und politischer Ökologien, Cruising-Methoden sowie den Erzählungen von Vergangenheit und Zukunft, insbesondere im Hinblick darauf, wie Erinnerung queer verhandelt wird. In ihren Arbeiten geht es um Fleisch als nicht-binäres kollaboratives Material, wobei sie das Potenzial von körperlicher Fülle und Überfluss untersucht und Fragen zur Verantwortung und dem Privileg, Raum einzunehmen, aufwirft. Ihr auto-theoretisches Schreiben stellt Fragen zur Verankerung queerer Ontologien in vielfältigen, heuchlerischen Begierden. Liz’ erstes auto-theoretisches Buch „Crossings: Creative Ecologies of Cruising“, das sie gemeinsam mit Professor João Florêncio verfasst hat, wird 2025 bei Rutgers University Press veröffentlicht.
Teil von PATH 5: CRUISE (Cruising und queere Raumproduktion)
September 2025
Mit Beiträgen von Liz Rosenfeld, “ssssSssssssss” Ashkan Sepahvand & virgil b/g taylor, Pol Merchan, Lauryn Youden, Natthapong Samakkaew
Queere Praktiken des Re-Imaginierens und der Aneignung verborgener urbaner Räume bilden den Rahmen dieses Pfads. In Zwischenzonen – oft unsichtbar, manchmal umkämpft – werden Wünsche und Begierden verhandelt, neue Formen von Nähe erprobt, Gemeinschaft gebildet und Konflikte sichtbar gemacht. Wie können unterschiedliche Gruppen sich urbane Räume aneignen und diese transformieren, um Orte der Verbundenheit, Intimität und Sicherheit zu schaffen?
Die Beiträge beleuchten, wie die „Mainstreamisierung“ queerer Lebensweisen die Gestalt einst subversiver Räume – etwa von Cruising-Orten – verändert hat, und verweisen zugleich auf fortwährende Kämpfe um Sichtbarkeit, Rechte und Erinnerung.
Die Arbeiten umfassen eine performative Erkundung queerer Ökologien und Erinnerungspraktiken (Liz Rosenfeld); das „After“ als zeitlosen Raum der Freundschaft und Fürsorge (“ssssSssssssss” Ashkan Sepahvand & virgil b/g taylor); eine poetische Reflexion über Moos als Metapher und stillen Zeugen queerer Präsenz (Pol Merchan); sowie eine klangliche Prozession, die Stimme und Schrei als Werkzeuge der Störung zurückerobert (Lauryn Youden). Entlang des Pfades werden Live-Zeichnungen Bewegungen, Gesten und Veränderungen vor Ort festhalten (Natthapong Samakkaew).
Gemeinsam zeichnen diese Arbeiten widerständige Linien von Begehren, Überleben und Solidarität durch die Stadt.