Dissident Paths: A Line Back Home, Ancestral Echoes in Seven Turns
mit Suelen Calonga
(in Zusammenarbeit mit BARAZANI.berlin)
Spaziergang: 16:00–18:00
Installation im BARAZANI.berlin: 16:00–21:00
Dinner im BARAZAN.berlin: 19:00–21:00
Keine Anmeldung erforderlich für den Spaziergang oder die Installation.
Für das Dinner, das um 19:00 Uhr beginnt, ist eine Anmeldung über barazani.berlin@gmail.com erforderlich.
Treffpunkt:
Spaziergang: vor BARAZANI, Spreeufer 6, Mitte
Installation und Dinner: BARAZANI.berlin, Spreeufer 6, 10178 Berlin
Google Koordinaten: Spreeufer 6
Zugänglichkeit:
Spaziergang:
- Treffpunkt ist unmittelbar an der U-Bahn-Station Museumsinsel (U5), ca. 13 Gehminuten vom Alexanderplatz (U2, U5, U8, S3, S5, S7, S9) entfernt
- Beide Stationen verfügen über barrierefreien Zugang, weitere Informationen siehe https://wheelmap.org/node/8413352835
- Ansprechpersonen zur Unterstützung von Menschen mit Behinderungen sind Teil des Spaziergangs
- Die Route ist durchgehend für Rollstuhlnutzer:innen zugänglich
- Barrierefreie Toiletten befinden sich im Humboldt Forum
- Entlang der Wegstrecke gibt es Sitz- und Ruhemöglichkeiten
BARAZANI Space:
- Der BARAZANI Space ist in ca. fünf Minuten zu Fuß vom Humboldt Forum erreichbar
- Sitzgelegenheiten sind vor Ort vorhanden
- Die Innenräume sind rollstuhlgerecht zugänglich
- Hinweis: Die Toiletten im BARAZANI Space sind nicht barrierefrei
Für individuelle Rückfragen oder besondere Bedarfe zur Barrierefreiheit kontaktieren Sie uns gerne unter: cruisingcurators@gmail.com
Sie versuchen immer wieder, uns in den endlosen Windungen der Nachlässigkeit zu vergessen. Doch wir sind die besseren Zauberer: Die Linie bleibt ungebrochen, und die Stimmen unserer Vorfahr_innen rufen uns nach Hause – jedoch nicht ohne, dass wir sie zuvor suchen, um gemeinsam zurückzukehren.
A Line Back Home, Ancestral Echoes in Seven Turns ist eine dreiteilige künstlerische Intervention, die sich gegen das Vergessen richtet und eine kollektive Linie des Erinnerns und der Rückkehr zieht.
Teil I: Der Spaziergang
Sieben Umrundungen um das Humboldt Forum bilden eine performative Bewegung des Erinnerns und des Widerstands. Inspiriert vom Ritual des „Baums des Vergessens“ in Ouidah (Benin), bei dem versklavte Menschen gezwungen wurden, ihre Vergangenheit auszulöschen, kehren wir dieses erzwungene Vergessen um. Jeder Schritt ist eine bewusste Weigerung, das kollektive Gedächtnis auszulöschen. Durch rituelle Beschwörungen, symbolische Gaben an den Fluss als stillen Zeugen sowie die kollektive Präsenz, rufen wir die Vorfahr:innen, die im Humboldt Forum gefangen sind, dazu auf, aus ihrem erzwungenen Schlaf zu erwachen und das Gedächtnis als lebendige Kraft zu reaktivieren.
Teil II: Die Installation Fetish
Ein multimediales Ensemble reflektiert die historische Materialität kolonialer Sammelpraktiken und öffnet Risse in die europäische Konstruktion von Autorität über den Klang und die Anderen. Die Objekte – darunter ein Grammophonlautsprecher, ein Edison-Wachszylinder, Archivbilder und ausgewählte Texte – wurden über Marktplätze, Antiquitätenhändler, Sammlervereinigungen und institutionelle Archive erworben. Diese bewusste Provenienz reinszeniert und überdehnt die fortbestehenden Kreisläufe kolonialer Aneignung und macht sichtbar, wie die Domestizierung des Heiligen und Fremden auch gegenwärtige Logiken prägt.
Teil III: Gemeinsames Abendessen
Ab 19 Uhr wird auf einem brasilianisches Abendessen zum gemeinsamen Austausch und zur Stärkung der Gemeinschaft eingeladen, als verbindender Abschluss.
Alle Teile der Veranstaltung beginnen und enden am Spreeufer 6, gegenüber dem Humboldt Forum, im Projektraum von BARAZANI.berlin, einem interdisziplinären Kollektiv, das sich mit dekolonialen Fragen und Praktiken auseinandersetzt.
Suelen Calonga ist Mutter, Priesterin, Künstlerin, Forscherin und Pädagogin, deren Arbeit sich an der Schnittstelle akademischer, spiritueller und künstlerischer Praktiken bewegt. Sie verwebt ancestrales Wissen mit zeitgenössischer Kunst und verwendet Performance sowie audiovisuelle Medien als poetische Methodik zur Auseinandersetzung mit Erinnerung, Herkunft und spirituellem Wissen. Als Praktizierende des Lese Orisa-Kults und mit kuratorischer, sowie gemeinschaftsbildender Praxis hat sie unabhängige Forschungs- und Ausstellungsprojekte entwickelt, die afroafrikanische und afro-diasporische Stimmen ins Zentrum stellen.
Derzeit promoviert Suelen Calonga im Programm „Kunstgeschichte als Kulturgeschichte“ an der Technischen Universität Berlin, betreut von Dr. Prof. Bénédicte Savoy. Sie verfügt über einen Masterabschluss in Public Art und New Artistic Strategy von der Bauhaus-Universität Weimar.
Ihre kollaborative Arbeit mit Künstler_innen und Gemeinschaftsorganisationen fokussiert die Dekolonialisierung von Wissen und die kritische Reflexion der Rolle von Museen und ihrer kolonialen Erbschaften. Suelen Calonga ist international tätig und beteiligt sich an Residenzen, Gruppenausstellungen sowie Publikationen in Brasilien, Deutschland, Benin, den Niederlanden, Portugal und Frankreich.
Von Anfang an haben Aktivis_tinnen, Künstler_innen und Wissenschaftler_innen die Idee des Humboldt Forums abgelehnt und kritisiert. Durch kulturelle und politische Interventionen gelang es ihnen, das Projekt als Fortführung kolonialer Ungerechtigkeiten sichtbar zu machen und seine Auswirkungen auf die gegenwärtige Gesellschaft offenzulegen. In diesem Kontext entstand auch BARAZANI.berlin.
BARAZANI.berlin ist ein interdisziplinäres Kollektiv, das sich mit dekolonialen Fragestellungen und Praktiken beschäftigt. Seit seiner Gründung im Jahr 2020 vereint es Akteur_innen aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft, Bildung und Community-Arbeit. Das Kollektiv ging aus dem „Arbeitskreis Museen und Sammlungen“ von Decolonize Berlin e.V. hervor und formierte sich während der Corona-Pandemie zunächst als virtueller Raum. Dieser nutzte die Proteste gegen den Wiederaufbau des Hohenzollernschlosses, um den unbebauten Schlossplatz imaginär zu besetzen.
Seit 2021 verfügt BARAZANI.berlin über einen eigenen Aktions- und Projektraum am Spreeufer 6 im Nikolaiviertel, direkt gegenüber dem Humboldt Forum. http://blog.barazani.berlin/
PATH 3: STREETS AND PROTEST (Bewegungen und Demonstrationen)
Mit Beiträgen von Elena Biserna, Carolin Genz, Mahshid Mahboubifar, Suelen Calonga, Rüzgâr Buşki
Protest bedeutet, Rhythmen zu stören, zu unterbrechen, zu verlangsamen oder zu beschleunigen. Er bringt das zum Stillstand, was sich zu schnell bewegt, und setzt das in Bewegung, was erstarrt ist. Straßen und öffentliche Räume werden zu Bühnen des Widerstands. Hier entstehen kollektive Bewegungen, die es Bürger_innen unterschiedlichster Hintergründe und sozialer Kontexte ermöglichen, ihre Stimmen mit Nachdruck zu erheben und gesellschaftlichen Wandel einzufordern.
Dieser Pfad erkundet, wie Gehen, Besetzen und Zusammenkommen im öffentlichen Raum zu kraftvollen Akten des Widerstands werden: Von Frauen, die sich nachts die Straßen zurückerobern (Elena Biserna); über Proteste gegen Gentrifizierung und Wohnungsnot in Berlin (Carolin Genz); das Sammeln von Beweisen für Polizeigewalt gegen friedliche Demonstrationen (Mahshid Mahboubifar); das Durchbrechen institutioneller Amnesie in kolonialen Museumssammlungen (Suelen Calonga); bis hin zum kollektiven Siebdruck von Protestbannern (Rüzgâr Buşki) – jeder Beitrag entwirft eigene Perspektiven darauf, wie Bewegung Widerstand leistet, Erinnerungen bewahrt und Räume neu produziert.