Dissident Paths: Slobber Moss Pee
mit Pol Merchan
Keine Anmeldung erforderlich
Treffpunkt: Habermannsee, Marzahn
Google-Koordinaten
Slobber Moss Pee untersucht die verflochtenen Beziehungen zwischen räumlichen Gefügen, landschaftlichen, wie urbanen, sichtbaren wie verborgenen und ihren diversen Bewohner_innen. Die Arbeit folgt den flüchtigen Spuren dieser Interaktionen und verortet sich konzeptuell im Denken von Karen Barads Intra-Aktion, in Laura U. Marks’ haptischer Ästhetik des Bildes sowie in den ökosexuellen Praktiken von Annie Sprinkle und Beth Stephens.
Durch das Collagieren und Remixen von eigenem und gesammelten audiovisuellen Material entsteht ein immersives Ökosystem, das über die Funktion eines Archivs hinausgeht und als Werkzeug sensorischer Aktivierung wirkt. Eine ortsspezifische Projektion am Kaulsdorfer Baggersee, dem Habermannsee, macht die Landschaft zur Leinwand und die Leinwand zum Teil der Landschaft. Kunstwerk, Naturraum und Zuschauer_innen treten in ein intra-aktives Beziehungsgefüge. Vogelrufe, Windrauschen, Stimmen und das Echo des Wassers verweben sich dabei mit der audiovisuellen Arbeit.
Der See, ein Ort nackter Körper, flüchtiger Intimitäten und queerer Cruising-Praktiken wird zur Schnittstelle von Pixeln, Zelluloid, Haut, Würmern, Fischen, Urin, Algen und Erinnerungen. In dieser Verdichtung lösen sich die Grenzen zwischen Medium, Umwelt und Körper auf und es entwicklet sich ein poröses Sensorium aus Berührung, Transformation und zärtlichem Ungewiss.
Pol Merchan ist Künstler, Filmemacher und Kurator des Xposed Queer Film Festivals in Berlin. Er studierte Bildende Kunst an der Universität Barcelona und absolvierte anschließend den Masterstudiengang Art in Context an der Universität der Künste Berlin. Seine künstlerische Praxis ist im Feld des audiovisuellen Mediums verortet und wird wesentlich von queeren, trans* und feministischen Theorien und Praktiken geprägt. In der experimentellen Auseinandersetzung mit analogen Formaten sowie durch Strategien der Aneignung und Collage lotet Merchan die Grenzen zwischen Historio- und Autobiografie, Fiktion und dokumentarischem Erzählen aus. Seine Arbeiten wurden international ausgestellt und auf zahlreichen Festivals präsentiert, unter anderem im Museo Reina Sofía (Madrid), im Centre d’Art La Panera (Lleida), beim International Film Festival Rotterdam (IFFR), bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, dem Lichter Art Award (Frankfurt) sowie dem Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest.
Teil von PATH 5: CRUISE (Cruising und queere Raumproduktion)
September 2025
Mit Beiträgen von Liz Rosenfeld, “ssssSssssssss” Ashkan Sepahvand & virgil b/g taylor, Pol Merchan, Lauryn Youden, Natthapong Samakkaew
Queere Praktiken des Re-Imaginierens und der Aneignung verborgener urbaner Räume bilden den Rahmen dieses Pfads. In Zwischenzonen – oft unsichtbar, manchmal umkämpft – werden Wünsche und Begierden verhandelt, neue Formen von Nähe erprobt, Gemeinschaft gebildet und Konflikte sichtbar gemacht. Wie können unterschiedliche Gruppen sich urbane Räume aneignen und diese transformieren, um Orte der Verbundenheit, Intimität und Sicherheit zu schaffen?
Die Beiträge beleuchten, wie die „Mainstreamisierung“ queerer Lebensweisen die Gestalt einst subversiver Räume – etwa von Cruising-Orten – verändert hat, und verweisen zugleich auf fortwährende Kämpfe um Sichtbarkeit, Rechte und Erinnerung.
Die Arbeiten umfassen eine performative Erkundung queerer Ökologien und Erinnerungspraktiken (Liz Rosenfeld); das „After“ als zeitlosen Raum der Freundschaft und Fürsorge (“ssssSssssssss” Ashkan Sepahvand & virgil b/g taylor); eine poetische Reflexion über Moos als Metapher und stillen Zeugen queerer Präsenz (Pol Merchan); sowie eine klangliche Prozession, die Stimme und Schrei als Werkzeuge der Störung zurückerobert (Lauryn Youden). Entlang des Pfades werden Live-Zeichnungen Bewegungen, Gesten und Veränderungen vor Ort festhalten (Natthapong Samakkaew).
Gemeinsam zeichnen diese Arbeiten widerständige Linien von Begehren, Überleben und Solidarität durch die Stadt.