Dissident Paths: spread (after)

Sa, 13.9.25, 10:30–12:30 Uhr Typ: Performance Sprachen: Englisch Ort: Späti Zum Freund Adresse: Herrfurthstraße 21, 12049 Berlin Eintritt: frei Veranstalter_in: neue Gesellschaft für bildende Kunst

After Party mit ssssSssssssss (Ashkan Sepahvand & virgil b/g taylor)

Keine Anmeldung erforderlich

Treffpunkt: Vor dem Späti „Zum Freund“, Herrfurthstraße Ecke Lichtenrader Straße
Google-Koordinaten

Zugänglichkeit:
- Der Treffpunkt ist etwa 10 Gehminuten von der U-Bahn-Station Boddinstraße (U8) entfernt.
- Alle genannten Stationen verfügen über barrierefreien Zugang. Weitere Informationen finden Sie unter: https://wheelmap.org/node/3846415853
- Die Strecke ist rollstuhlgerecht und verläuft über befestigte Gehwege.
- Der Spaziergang ist ca. 700 Meter lang und bietet unterwegs mehrere Möglichkeiten zum Ausruhen.
- Barrierefreie Toiletten sind entlang der Strecke vorhanden.
- Ansprechpersonen zur Unterstützung von Menschen mit Behinderungen sind während der Veranstaltung vor Ort.
- Für individuelle Rückfragen oder besondere Bedarfe zur Barrierefreiheit kontaktieren Sie uns gerne unter: cruisingcurators@gmail.com

bring ein geschenk für die feier mit

die party ist vorbei, aber das muss sie nicht sein. „hat jemand einen schlüssel?“, ruft er mit heiserer stimme in die menge. alle warten, restlos, an einer gepflasterten straßenecke vor einem geschlossenen späti. „psssst!“ die sonne ist schon aufgegangen, ein plötzlicher morgen. niemand erinnert sich daran, wie man leise sein soll; alle versuchen zu flüstern, wie die nächsten stunden aussehen könnten – sollten – möchten.

ein konsens entsteht: „auf ewige freundschaft!“

wir (ist das ein neues „wir“? oder nur ein temporäres „uns“?) fangen an, gemeinsam zu spazieren. ist es eine parade oder ein trauermarsch? einige von uns sind hungrig und holen sich etwas fettiges–salziges; andere brauchen dringend eistee. natürlich kaufen wir ein frisches päckchen parisiennes. „lasst uns in den park gehen!“ schlägt jemand vor. dieses mal dort. nächstes mal hier. ein andermal woanders. „vergesst den schaumwein nicht“, kichert sie und stopft kleine rotkäppchen in ihren beutel. „ist das ein park oder ein friedhof?“ „errichten wir ein denkmal“ „alle sind verrückt!“ „ist das hier ein fest?“ „oder eine trauerfeier?“

auf dieses temporäre uns, auf freund_innen für immer.

Ashkan Sepahvand ist Künstler, Autor und Forscher. Er wurde in Teheran geboren, wuchs in Tulsa (USA) auf und lebt und arbeitet heute zwischen London und Berlin. Seine künstlerische Praxis ist prozessorientiert und braucht Zeit. Sie manifestiert sich in Performances, Publikationen und kontinuierlichen Kollaborationen mit Freund_innen. Gemeinsam mit virgil b/g taylor bildet er das Duo ssssSssssssss, eine experimentelle Studienfreundschaft.

virgil b/g taylor ist Künstler und faggot in Berlin. In seiner Arbeit beschäftigt er sich mit Geschichten von Fürsorge, Krise, Ausschluss und Toxizität. Er gibt das spekulative Online-Zine FAG TIPS heraus und bildet mit Ashkan Sepahvand die zweite Hälfte von ssssSssssssss.

ssssSssssssss (13 „s“, eines davon willkürlich großgeschrieben) ist eine Praxis des Teilens, Studierens und Stärkens durch und innerhalb von Freundschaft. Die Zusammenarbeit ist meist ungezwungen, immer undiszipliniert und oft unsichtbar. ssssSssssssss arbeitet mit dem Konzept der spread, im Sinne von Streuung, Festlichkeit und Seiten (als Druckseiten, als Räume, als Beziehungen). Die Praxis bewegt sich zwischen realen und imaginären Räumen, in denen Begegnung möglich wird.

ssssSssssssss hat unter anderem am Matadero Madrid, im Nottingham Contemporary und am Institute for Contemporary Art der Virginia Commonwealth University gearbeitet und wurde dort eingeladen.

ssssSssssssss existiert als geteilte Praxis zwischen Ashkan Sepahvand und virgil b/g taylor. Es wird wie ein zischendes „s“ ausgesprochen.

Teil von PATH 5: CRUISE (Cruising und queere Raumproduktion)
September 2025

Mit Beiträgen von Liz Rosenfeld, “ssssSssssssss” Ashkan Sepahvand & virgil b/g taylor, Pol Merchan, Lauryn Youden, Natthapong Samakkaew

Queere Praktiken des Re-Imaginierens und der Aneignung verborgener urbaner Räume bilden den Rahmen dieses Pfads. In Zwischenzonen – oft unsichtbar, manchmal umkämpft – werden Wünsche und Begierden verhandelt, neue Formen von Nähe erprobt, Gemeinschaft gebildet und Konflikte sichtbar gemacht. Wie können unterschiedliche Gruppen sich urbane Räume aneignen und diese transformieren, um Orte der Verbundenheit, Intimität und Sicherheit zu schaffen?

Die Beiträge beleuchten, wie die „Mainstreamisierung“ queerer Lebensweisen die Gestalt einst subversiver Räume – etwa von Cruising-Orten – verändert hat, und verweisen zugleich auf fortwährende Kämpfe um Sichtbarkeit, Rechte und Erinnerung.

Die Arbeiten umfassen eine performative Erkundung queerer Ökologien und Erinnerungspraktiken (Liz Rosenfeld); das „After“ als zeitlosen Raum der Freundschaft und Fürsorge (“ssssSssssssss” Ashkan Sepahvand & virgil b/g taylor); eine poetische Reflexion über Moos als Metapher und stillen Zeugen queerer Präsenz (Pol Merchan); sowie eine klangliche Prozession, die Stimme und Schrei als Werkzeuge der Störung zurückerobert (Lauryn Youden). Entlang des Pfades werden Live-Zeichnungen Bewegungen, Gesten und Veränderungen vor Ort festhalten (Natthapong Samakkaew).

Gemeinsam zeichnen diese Arbeiten widerständige Linien von Begehren, Überleben und Solidarität durch die Stadt.

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April 2025 – Februar 2026 Typ: Veranstaltungsreihe, Spaziergang Ort: im Stadtraum, nGbK