From Soil to Solidarity

Fr, 13.9.24, 17:00–21:00 Uhr Typ: Veranstaltung, Vortrag, Workshop Sprachen: Englisch Ort: nGbK am Alex Adresse: Karl-Liebknecht-Str. 11/13, 10178 Berlin Eintritt: frei

Im Rahmen der internationalen Veranstaltungsreihe Bridges of Solidarity lädt die nGbK gemeinsam mit der Plattform antiwarcoalition.art zu dem Diskurs- und Performanceprogramm From Soil to Solidarity ein. Vor dem Hintergrund der russischen Invasion der Ukraine beschäftigen sich ein Workshop, zwei Vorträge und eine Podiumsdiskussion anhand von Pflanzenanbau und Lebensmittelpraktiken mit Interkonnektivität und Kolonialismus. Ein Livestream der Ausstellung Sense of Safety, die vom 29. August bis zum 17. November 2024 im YarmilovCentre in Charkiw stattfindet, ist während der gesamten Veranstaltung zu sehen.

Charkiw, die zweitgrößte Stadt der Ukraine, ist derzeit heftigen Bombardements ausgesetzt, mit dem Ziel, die dortige Bevölkerung zu vernichten. Um den Austausch zwischen Kunstschaffenden in Charkiw und anderen Orten Europas trotz dieser Angriffe aufrecht zu erhalten, verbindet From Soil to Solidarity Charkiw mit Berlin in einer Geste der Solidarität. Anknüpfend an die Ausstellung Orangerie der Fürsorge, die am 11. September 2024 in der nGbK eröffnet und am Beispiel von Zimmerpflanzen ökologische, feministische und postkoloniale Fragen verbindet, verdeutlicht die Veranstaltung gegenseitige Abhängigkeiten und koloniale Unterwerfung durch alltägliche Praktiken im Zusammenhang mit Erde und Pflanzen.

Ein Workshop von Taras Gembik und Marie Manushka beschäftigt sich mit dem Einfluss von Kolonialismus auf die Kultivierung von Pflanzen und mit der Frage, wie dieser Einfluss weitergehende gesellschaftliche Unterschiede widerspiegelt. Natasha Chychasova erörtert die Auswirkungen der Industrialisierung auf natürliche Landschaften und wie der Krieg diese Landschaften weiter verändert. Im Anschluss untersucht Tony Lashden am Beispiel der Gurke, wie Ernährungssicherheit sowohl ein koloniales Instrument als auch eine dekoloniale Antwort sein kann.

An Bridges of Solidarity sind mehr als 20 Partnerinstitutionen beteiligt, neben der nGbK unter anderem das ZKM in Karlsruhe, die Arsenal Gallery in Białystok, das Roma Community Center in Warschau, die Bouillon Group in Tiflis, und das Cobra Museum in Amstelveen. Die Veranstaltungsreihe soll als Brücke dienen und die Interaktion zwischen der internationalen Gemeinschaft und Charkiw erleichtern. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, Solidarität und gegenseitige Unterstützung zu fördern. Bridges of Solidarity wurde vom YarmilovCentre in Charkiw und antiwarcoalition.art: The International Coalition of Cultural Workers in Solidarity with Ukraine initiiert und wird von Ambasada Kultury betreut.

Mit Beiträgen von Natasha Chychasova, tony lashden, Antonina Stebur, Taras Gembik & Marie Manushka

Programm

17:00-19:00 
The Cartography of Home Plants as the Cultural Capital of Childhood Memories
Workshop von Taras Gembik & Marie Manushka

Der Workshop erforscht die komplexe Geschichte von Zimmerpflanzen und untersucht, wie sie die Kindheitserinnerungen verschiedener sozialer Schichten prägten und unsere heutigen Identitäten bilden – von der Vorliebe der Mittelschicht für Veilchen, über die Vorliebe der Oberschicht für Orchideen hin zu beliebten Zimmerpflanzen zur Zeit der UdSSR. Darüber hinaus wird der Einfluss des Kolonialismus auf den Pflanzenanbau erörtert und untersucht, wie sich darin breitere gesellschaftliche Unterschiede widerspiegeln.

Marie Manushka ist eine belarussische Kulturarbeiterin und lebt in Warschau. Sie ist die Gründerin des belarussischen Buchclubs „Spatkajmesia“. Manushka hat die belarussische Kultur durch verschiedene Veranstaltungen und Vorträge im Museum für Moderne Kunst in Warschau bekannt gemacht. Derzeit erweitert sie ihr Wissen über koloniale und dekoloniale Praktiken im Rahmen des dekolonialen Labors „Mycelium“ und entwickelt ein feministisches dekoloniales Projekt mit belarussischen Künstlerinnen.

Taras Gembik leitet das Roma Community Centre. Seit 2018 arbeitet er mit dem Museum für Moderne Kunst in Warschau zusammen. Zusammen mit Maria Beburia ist er Mitbegründer des Kollektivs BLYZKIST („Nähe“), das sich der Schaffung einer Gemeinschaft von Menschen mit Migrationserfahrung widmet. Seit dem Beginn der Invasion der Ukraine durch Russland ist er Mitbegründer des „Sunflower“ Solidarity Community Center bei MSN Warschau.

19:30-20:00
Natasha Chychasova: Millions of Roses for Nobody

Dies ist eine Geschichte über Landschaftsveränderungen. Es geht darum, wie Industriegiganten in wilden Feldern auftauchten, tiefe Wurzeln in den Boden schlugen und die zukünftige Geschichte dieser Orte bestimmten. Es geht darum, wie als Folge des Krieges etwas, das eigentlich blühen sollte, zu einem Gespenst wird.

Natasha Chychasova ist eine Kuratorin und Forscherin aus Donezk und lebt in Kyiv. Sie beschäftigt sich mit Strategien zur Dekonstruktion des postsowjetischen Erbes und feministischen Kunstpraktiken. Sie ist Leiterin der Abteilung für zeitgenössische Kunst im Mystetskyi Arsenal, einer der größten Kultureinrichtungen der Ukraine. Zu ihren kuratorischen Projekten gehören: This is not a Museum, this is a Plant (Dnipro, Ukraine, 2020), Non-Human trilogy (Kyiv, Ukraine, 2020); Ukraine Ablaze platform (2022), Heart of Earth (2022), Forms of Presence (2023).

20:00-20:30
tony lashden: Grandma’s Gurki: Home Seedlings and Food Security in Belarus

Dieser Beitrag konzentriert sich auf Gurken – insbesondere auf zwei Beispiele für den Anbau und die Nutzung von Gurken in Belarus als Heimsämling und als industrielles Gemüse. Am Beispiel des Dorfes Ashmyany und seiner industrialisierten Art, Gurken anzubauen, erörtert tony lashden, wie Lebensmittelsicherheit zu einem Bereich der kolonialen Expansion wurde und wie häusliche Care-Beziehungen wachsen, um die Sicherheitslücke zu schließen.

tony lashden (they) ist ein_e queer-feministische_r belarussische_r Schriftsteller_in, Aktivist_in und Community-Organizer. lashdens literarisches Werk beschäftigt sich mit kolonialen Abhängigkeiten, Zwangsmigration und queerem Prekarität. Aufbauend auf eigenen Erfahrungen mit Marginalisierung entwirft und fördert lashden Räume, in denen die Stimmen ausgegrenzter Gemeinschaften in Osteuropa im Mittelpunkt stehen.

20:30-21:00
Gespräch zwischen Natasha Chychasova und tony lashden

Moderation: Antonina Stebur

17:00–21:00
Livestream der Ausstellung “Sense of Safety” aus Charkiw

Die Ausstellung “Sense of Safety” im YermilovCentre in Charkiw zeigt Arbeiten von 32 Künstler_innen und Kollektiven aus mehr als zehn Ländern, darunter zahlreiche Auftragsarbeiten. Die Ausstellung umkreist das ambivalente Konzept von Sicherheit, das durch den Krieg eine grundlegende Neudefinition erfahren hat.

From Soil to Solidarity ist eine Kooperation zwischen antiwarcoalition.art, der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) und dem YermilovCentre.

Mit freundlicher Unterstützung des Goethe-Instituts Ukraine und des Nürnberger Hauses sowie des Nordic Council of Ministers Office in Litauen.

Partnerin der Berlin Art Week.