Istanbul-Berlin Stipendium: Open Studio mit Serpil Polat

Do, 15.5.25, 18:00–21:00 Uhr Typ: Atelierbesuch, Gespräch Sprachen: Türkisch, mit Flüsterübersetzung auf Englisch Ort: Kunstquartier Bethanien Adresse: Mariannenplatz 2, 10997 Berlin Eintritt: frei Veranstalter_in: neue Gesellschaft für bildende Kunst

18:00-21:00: Open Studio mit Serpil Polat
19:00-20:00: Die Stipendiatin Serpil Polat im Gespräch mit der Anthropologin Banu Karaca
Kunstquartier Bethanien, 1. OG Studio 139

Seit dem 15. Januar 2025 lebt und arbeitet die Künstlerin Serpil Polat als Stipendiatin des Berliner Senats und der nGbK im Kunstquartier Bethanien. Im Rahmen des Residenzprogramms setzt sie sich mit Erinnerungsräumen in Berlin auseinander, die sie mithilfe dokumentarischer Fotografie erforscht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wird Polat in einer Open-Studio-Veranstaltung präsentieren, moderiert von der Sozialanthropologin und Wissenschaftlerin Banu Karaca.

In ihrer künstlerischen Praxis beschäftigt sich Serpil Polat mit Themen wie Identität, Geschlecht, Ökologie, Urbanität und Erinnerung. An den Schnittstellen dieser Bereiche entwickelt sie eine eigene narrative Bildsprache. Mittels Fotografie erzählt sie die Geschichten der Orte, an denen sie lebt, und macht dabei die unterschiedlichen Schichten von Realität sichtbar.

Seit vielen Jahren dokumentiert Polat verlassene und transformierte Erinnerungsorte in der Türkei. In Berlin richtet sie ihren Fokus auf die Beziehung zwischen urbanem Raum und kollektiver Erinnerung nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit fotografischen Arbeiten an Orten wie dem Krankenhaus Beelitz-Heilstätten, verlassenen Flughäfen und ehemaligen Militäranlagen zeigt sie, wie sich Räume im Laufe der Zeit verändern und welche Rolle sie im gesellschaftlichen Gedächtnis einnehmen.

Im Verlauf ihres Aufenthalts entwickelte Polat eine vergleichende Perspektive auf die Erinnerungspolitiken Berlins und den Zustand der Erinnerungsorte in der Türkei. In ihrer Open-Studio-Präsentation wird sie Einblicke in diese Forschung geben und fotografische Beispiele zeigen, die die vielschichtigen Spuren von Erinnerung im städtischen Raum dokumentieren.

Serpil Polat studierte Fotografie an der Fakultät für Bildende Künste der Kocaeli Universität. Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen Magazinen veröffentlicht, und sie nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen teil. Von 2012 bis 2020 war sie aktives Mitglied des NarPhotos-Kollektivs. Heute arbeitet sie im Zin Collective an individuellen Fotoprojekten, in denen sie soziale, kulturelle und persönliche Themen mit den Mitteln der dokumentarischen Fotografie bearbeitet.

Banu Karaca arbeitet an der Schnittstelle von politischer Anthropologie und kritischer Theorie, Kunst, Ästhetik und Kulturpolitik, Museum und feministischer Erinnerungsforschung. Sie hat über die Freiheit der Meinungsäußerung in der Kunst, die Visualisierung von geschlechtsspezifischen Erinnerungen an Krieg und politische Gewalt, visuelle Bildung und Restitution veröffentlicht. Sie ist die Autorin von „The National Frame: Art and State Violence in Turkey and Germany“ (Fordham University Press, 2021), und Mitherausgeberin von „Women Mobilizing Memory“ (Columbia University Press, 2019). Im Jahr 2011 war sie Mitbegründerin von Siyah Bant, einer Forschungsplattform, die die Zensur in der Kunst in der Türkei dokumentiert. Banu wurde vom Europäischen Forschungsrat mit einem Consolidator Grant für ihr Projekt „Beyond Restitution: Heritage, (Dis)Possession and the Politics of Knowledge“, das sie am Forum Transregionale Studien, Berlin, leitet. Ihre aktuelle Forschung untersucht, wie Kunst, die in Episoden staatlicher Gewalt gegen Nicht-Muslime im späten Osmanischen Reich und der frühen türkischen Republik enteignet wurde, die Wissensproduktion über (post-)osmanisches Erbe und die Kunstgeschichtsschreibung geprägt hat.

Das Stipendium der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt wird im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Kunstverein neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) und dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien in Berlin sowie dem DEPO in Istanbul ermöglicht.

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