sich unverfügbar verknoten: How do we self-organize?

Do, 24.7.25, 18:00–21:00 Uhr Typ: Workshop Sprachen: Englisch, Deutsch Ort: nGbK Adresse: Karl-Liebknecht-Straße 11, 10178 Berlin, 1. Stock Eintritt: frei Veranstalter_in: neue Gesellschaft für bildende Kunst

mit der bbk berlin e.V. Arbeitsgruppe Art Worker Solidarity, Jan Kunkel, Dietrich Meyer, UKS Oslo (Unge Kunstneres Samfund / Young Artists’ Society)

Einlass ab 18 Uhr, Beginn um 18:30 Uhr

Die aktuelle kulturelle und politische Situation stellt Kunst- und Kulturarbeiter_innen in Berlin vor nie dagewesene Herausforderungen. Zusätzlich zu den ohnehin schon prekären Arbeitsbedingungen sind Arbeitende in Kunst und Kultur von drastischen Mittelkürzungen betroffen. Diese erschweren die Zugänglichkeit von Kunstproduktion und Kunsträumen und führen oft zu einer selektiven Verdrängung kritischer Stimmen und Praktiken, die Widerstand leisten.

Welche Formen der Selbstorganisation können es Kunst- und Kulturarbeiter_innen ermöglichen, sich gegen die Isolation und die Individualisierung, der sie als Freiberufler_innen in diesem Kontext ausgesetzt sind, zu wehren? Auf welche Geschichten und Praktiken der Organisierung rund um Arbeitsbedingungen können sie bereits zurückgreifen? Was bietet das Modell der Gewerkschaft? Diese Veranstaltung bringt repräsentative Beispiele aus lokalen und nordeuropäischen Kontexten zusammen, um zu diskutieren, wie die Kollektivierung der Bestrebungen von Kunst- und Kulturarbeiter_innen vorangetrieben werden kann.

Bei der Veranstaltung werden eingeladene Gäste Impulse zu drei zentralen Fragestellungen geben:

In welchem Kontext organisieren wir uns – als nicht-deutsche und deutsche Kunst- und Kulturarbeiter_innen? Jan Kunkel zeichnet in einem kurzen historischen Abriss die strukturellen Widersprüche zwischen einheits- und einzelgewerkschaftlichen Modellen in Deutschland nach – und fragt, wie diese das politische Vorstellungsvermögen einer organisierten Massenbewegung der Arbeit unter kapitalistischen Bedingungen geprägt haben.

Welche Rechte haben Freiberufler_innen – und welchen Herausforderungen begegnen sie in der Arbeitsorganisation? Dietrich Meyer bespricht seine Erfahrungen in der Selbsorganisation von Freiberufler_innen in Deutschland und erläutert Modelle solidarischer Organisation unter Techniker_innen in Galerien und Museen.

Wie organisieren sich Künstler_innenverbände in Nordeuropa? Ragnhild Aamås, Vorsitzende der UKS / Young Artists’ Society in Oslo, stellt Geschichte und Struktur des UKS vor, berichtet darüber, wie der Verband sowohl nicht-EU/EWR-Künstler_innen als auch norwegische Künstler_innen unterstützt – und wie Unabhängigkeit in einer weitgehend staatlich geförderten Kunstszene gewahrt werden kann.

Die Beiträge der drei Referent_innen münden in eine gemeinsame Diskussion mit allen Anwesenden, moderiert von Constanza Mendoza.

Jan Kunkel arbeitet mit Sprache, Objekten und deren Verstellung. Ihr Interesse gilt den feinen Verflechtungen ökonomischer und libidinaler Logiken – und der Frage, wie sich diese Bereiche von gängigen Vorstellungen infrastruktureller Bereitstellung und individueller künstlerischer Praxis entkoppeln lassen. Zu ihren jüngsten Ausstellungen und Performances zählen Beiträge im Kunstverein München, München (2023); Studiengalerie 1.357, Frankfurt (2023); di volta in volta, Paris (2024); au JUS, Brüssel (2025); Haus am Waldsee, Berlin (2025); und Hours, Berlin (2025).

Dietrich Meyer ist Künstler, Inhaber eines Siebdruckunternehmens und ehemaliger Kunsttechniker (diesen Beruf übt er gelegentlich weiterhin aus, um Geld zu verdienen). Als Künstler hat er unter anderem bei MATCA (Cluj, Rumänien), gr_und (Berlin, Deutschland), Adjunct Positions (Los Angeles, USA) sowie bei der Manifesta 12 (Palermo, Italien) ausgestellt. Er ist Mitbegründer des inzwischen nicht mehr bestehenden, von Künstler_innen betriebenen Projektraums High Tide in Philadelphia. Kürzlich hat er sein Unternehmen Et al. Press wiedereröffnet, das sich auf Siebdruck spezialisiert. In den letzten 16 Jahren war er als Kunsttechniker für verschiedene Institutionen, Galerien, Auktionshäuser sowie für andere Künstler_innen in den USA und in ganz Europa tätig. Früher hat er sich für Arbeitsrechte in seinem Feld gearbeitet – eine Tätigkeit, zu der er sich in letzter Zeit wieder zunehmend hingezogen fühlt.

Ragnhild Aamås studierte Archäologie und Philosophie an der Universität Oslo, absolvierte das MRes Art: Exhibition Studies am Central Saint Martins College of Art and Design in London und schloss 2012 ihren Master an der Kunstakademie in Oslo ab. Als Künstlerin und Autorin initiiert und leitet sie seitdem Lesegruppen und hatte verschiedene Funktionen in norwegischen Künstler_innenverbänden inne – darunter bei der UKS (Young Artists’ Society, derzeit als Vorsitzende), der NBK (Verband Bildender Künstler_innen Norwegens) und BOA (Berufsorganisation Bildender Künstler_innen in Oslo und Akershus). Von 2014 bis 2021 leitete sie gemeinsam mit Ayat Tuleubek und Ignas Krunglevicius den von Künstler_innen betriebenen Ausstellungsraum Podium neu aus.

Die AG Art Worker Solidarity, eine Arbeitsgruppe des bbk-Berlin (Berufsverband bildender Künstler_innen Berlin) wurde als Antwort auf bekannte Fälle von Zensur und Silencing bildender Künstler_innen in Berlin gegründet. Wir betrachten die fortwährende, bewusste Prekarisierung von Künstler_innen durch Kürzungen und Abschiebungsversuche aufgrund ihrer Solidarität mit Palästina und die zunehmende Normalisierung des Rechtsextremismus nicht als isolierte Einzelfälle. Deshalb will die AG Art Worker Solidarity gemeinsam gegen Repressionsmaßnahmen angehen, indem sie Mitglieder zu regelmäßigen Treffen einlädt, bei denen internationale Solidaritätsnetzwerke etabliert und gestärkt werden.

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Sa, 21.6. – So, 24.8.25 Typ: Ausstellung, Webserie, Workshops Ort: nGbK