Viral Intimacies: Archiving HIV/AIDS
Moderiert von Samuel Perea-Díaz
Die Veranstaltung untersucht künstlerische Ansätze und Forschungen zu HIV/AIDS als Archivierungspraktiken und umfasst eine Performance von Benny Nemer, Vorträge von David Aaron Swartz und Siân Cook, einen Artist Talk mit der Filmemacherin Carla Simón sowie das Screening ihres Films „Estiu 1993” (Summer 1993), einem persönlichen Film, der sich mit Verlust, Erinnerung und AIDS aus der Perspektive eines Kindes auseinandersetzt.
13:00-14:00
PERFORMANCE
„Several Favourable Bodies“ ist eine Performance mit Video, die Benny Nemers Forschungen zum seltsamen Schicksal der Postkartensammlung des französischen Fotografen und Autors Hervé Guibert (1955–1991) nachzeichnet. Auf der Suche nach einer angemessenen und aussagekräftigen Ästhetik für seine künstlerische Auseinandersetzung mit AIDS-Geschichten bedient sich Nemer in seiner Performance queerer Methoden, partizipatorischer Forschungstechniken und eines Prozesses, der die Bildung transhistorischer Verwandtschaftsbeziehungen in den Vordergrund stellt.
Benny Nemer (@benny_nemer) ist ein in Montreal geborener Künstler, Tagebuchschreiber und Forscher, der in Paris lebt. Seine multidisziplinäre Praxis zeichnet oft die affektiven Konturen von Liebe und Sehnsucht nach und fördert gleichzeitig die Verbundenheit zwischen seinem Publikum, historischen Persönlichkeiten und ihm selbst. Dies geschieht in Form von Audioarbeiten, Performances, partizipativen Aktionen, Briefwechseln und Blumenarrangements. Benny ist derzeit Postdoktorand am KASK & Conservatorium, wo er sich mit queerer Verwandtschaft, Postkarten als künstlerischem Medium und dem Archiv des französischen Autors und Fotografen Hervé Guibert beschäftigt. www.nemer.be
14:00-15:00 Pause
15:00-16:30
Archival Practices in Berlin and the UK’s HIV/AIDS Visual Culture
Talk: Archiving HIV/AIDS: Introduction, Berlin Spotlight, and Research Findings, mit David Aaron Swartz
„Archiving HIV/AIDS: Introduction, Berlin Spotlight, and Research Findings“ ist ein Vortrag mit Multimedia-Präsentation von David Aaron Swartz, der über seine intensiven Forschungen der letzten Jahre zu Themen wie queerer Clubkultur, HIV/AIDS-Aktivismus, kulturelle Reaktionen auf die HIV/AIDS-Epidemie und öffentliche Aufklärungskampagnen berichten wird. Er wird einen Überblick über Archivressourcen und -materialien geben, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf seinen persönlichen Erfahrungen mit der umfangreichen Archivlandschaft in Berlin liegt.
David Aaron Swartz (IG: @daswartzy) ist seit Juni 2010 HIV-positiv. Er ist in Los Angeles geboren und aufgewachsen, studierte Soziologie an der University of Colorado in Boulder und lebte anschließend ein Jahrzehnt lang wieder in Los Angeles, bevor er 2015 nach Berlin zog. Er blickt auf eine über zwanzigjährige Karriere in der Musikindustrie (vor allem als Künstlermanager) zurück. Seit er sich vor zwei Jahren aus der Musikindustrie zurückgezogen hat, widmet sich David der Weiterbildung (z. B. Kurse an der NODE Academy for Curatorial Studies und kürzlich Abschluss eines Postgraduierten-Zertifikats für Hochschulbildung am SAE Institute for Creative Media Education) und engagiert sich in der unabhängigen Forschung, Gastkuration und dem Aufbau eines Archivs mit Schwerpunkt auf zeitgenössischer queerer Clubkultur.
https://linktr.ee/daswartzy || www.queerclubculture.com || www.davidaaronswartz.com
Talk: Take Care (of that archive) mit Siân Cook
„Take Care (of that archive)“ Es ist wichtig, dass grafische Ephemera als Teil des visuellen Kulturerbes von HIV und AIDS berücksichtigt werden. Die Materialien, die von lokalen aktivistischen Organisationen bis hin zu regionalen Gesundheitsbehörden produziert wurden, tragen dazu bei, ein vollständigeres Bild der Epidemie zu zeichnen. Diese greifbaren visuellen Erinnerungen, kombiniert mit gelebten Erfahrungen, zeugen davon, wie wir versucht haben, unsere Freund_innen und Gemeinschaften zu informieren und zu versorgen, insbesondere in der Zeit vor der Digitalisierung. „Take Care“ ist ein Ausdruck, der in unterschiedlicher Weise auf die HIV-Übertragung, Menschen mit HIV, aber auch auf die Archivierungspraxis selbst angewendet werden kann.
Siân Cook ist Grafikdesignerin und Dozentin für Grafik- und Mediendesign am London College of Communication der University of the Arts London. Seit über 30 Jahren engagiert sie sich für britische HIV- und AIDS-Organisationen und hat ehrenamtlich für Terrence Higgins Trust, Red Hot AIDS, National AIDS Trust, National HIV Story Trust und Positively UK gearbeitet und Designs entworfen. In den 2000er und 2010er Jahren half sie bei der Entwicklung zahlreicher Kampagnen für GMFA (ursprünglich Gay Men Fighting AIDS) und war Mitglied des Vorstands dieser Organisation.
Siân begann in den 90er Jahren mit dem Sammeln von Beispielen für grafische Ephemera zum Thema HIV und AIDS in Großbritannien und hat ein Online-Archiv aufgebaut, um dieses Material einem breiteren Publikum zugänglich zu machen:
http://www.hivgraphiccommunication.com
16:30-17:30 Pause
17:30
ARTIST TALK
von der Filmemacherin Carla Simón
Fridas Sommer ist der erste Spielfilm der Filmemacherin Carla Simon (Barcelona *1986). Der Film wurde am 11. Februar 2017 in Berlin uraufgeführt und ebenso wie bei den zahlreichen Vorführungen auf internationalen Filmfestivals begeistert aufgenommen. Fridas Sommer (2017) war ihr autobiografisches Debüt. Er feierte seine Premiere auf der Berlinale 2017, wo er den Preis für den besten Film und den Großen Preis der Jury in der Sektion Generation Kplus gewann. Der Film wurde weltweit mit mehr als 30 Preisen ausgezeichnet und brachte ihr den Goya-Preis für die beste Nachwuchsregisseurin ein. Außerdem wurde er ausgewählt, Spanien bei den Oscars zu vertreten. Simón erhielt 2018 in Cannes den Women in Motion Emerging Talent Award.
Carla Simón (geb. 1986) ist Drehbuchautorin und Regisseurin und wuchs in einem kleinen katalanischen Dorf auf. Als Teil einer großen Familie, die eine unerschöpfliche Quelle für Geschichten ist, beschloss sie, Filme zu machen. Nach ihrem Abschluss in audiovisueller Kommunikation in Barcelona erhielt Carla ein Stipendium für ihren Master an der London Film School. Fridas Sommer (2017) ist ihr autobiografisches Debüt. Der Film gewann den Preis für den besten Erstlingsfilm und den Generation Kplus Grand Prix bei der Berlinale sowie drei Goya-Auszeichnungen, darunter die für die beste Nachwuchsregisseurin. Der Film vertrat Spanien bei den Oscar-Verleihungen 2018, wurde bei den European Film Awards für den Discovery Award nominiert und brachte Carla in Cannes den Kering Emerging Women in Motion Award ein. 2022 veröffentlichte Simón ihren letzten Kurzfilm Letter to my mother for my son, eine Miu Miu-Geschichte, die bei den Giornate degli Autori im Rahmen der 79. Internationalen Filmfestspiele von Venedig Premiere feierte. Ihr zweiter Spielfilm, Alcarràs (2022), gewann den begehrten Goldenen Bären bei der Berlinale. Er wurde für mehr als 90 internationale Filmfestivals ausgewählt und in mehr als 35 Länder verkauft. Er vertrat Spanien auch bei den Oscar-Verleihungen 2023, erhielt drei Nominierungen bei den European Film Awards und gewann sechs Gaudí-Preise der Katalanischen Filmakademie. Im Jahr 2023 erhielt Carla den spanischen Nationalen Filmpreis. Romería, Simóns dritter Spielfilm, wird seine Weltpremiere im offiziellen Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes feiern.
19:00
FILMSCREENING
Fridas Sommer, Originalsprache (Katalanisch) mit englischen Untertiteln (96 Minuten)
Zusammenfassung:
Im Sommer 1993, nach dem Tod ihrer Eltern, zieht die sechsjährige Frida von Barcelona in die katalanische Provinz, um bei ihrer Tante und ihrem Onkel zu leben, die nun ihre neuen Erziehungsberechtigten sind. Das Leben auf dem Land ist eine Herausforderung für Frida – die Zeit vergeht anders in ihrem neuen Zuhause, und die Natur, die sie umgibt, ist geheimnisvoll und fremd. Sie hat nun eine kleine Schwester, um die sie sich kümmern muss, und muss mit neuen Gefühlen wie Eifersucht umgehen lernen. Oft ist Frida naiv davon überzeugt, dass Weglaufen die beste Lösung für ihre Probleme wäre. Doch die Familie tut alles, um ein fragiles neues Gleichgewicht zu erreichen und Normalität in ihr Leben zu bringen. Gelegentliche Familienausflüge zu einem lokalen Fest oder ins Schwimmbad, gemeinsames Kochen oder Jazzhören im Garten bescheren ihnen Momente des Glücks. Langsam wird Frida klar, dass sie dort bleiben wird und sich an die neue Umgebung anpassen muss. Bevor die Saison vorbei ist, muss sie mit ihren Gefühlen zurechtkommen, und ihre Eltern müssen lernen, sie wie ihre eigene Tochter zu lieben.
*Mit Unterstützung des Programms zur Internationalisierung der spanischen Kultur (PICE) von AC/E