Viral Intimacies: Assembly for Care

Sa, 8.11.25, 18:00 Uhr Typ: Performance, Podiumsdiskussion Sprachen: Englisch Ort: nGbK am Alex Adresse: Karl-Liebknecht-Str. 11/13, 10178 Berlin Eintritt: frei

Die Nacht beginnt mit ConTatto. ConTatto ist eine Performance, die Intimität durch die reale Liebe zweier Männer erkundet, von denen einer vor einem Jahrzehnt nach einem Rückenmarksinfarkt eine Behinderung erlitt. Aus der genauen Beobachtung, wie sie gemeinsam den Alltag meistern, wie sie sich berühren, unterstützen und füreinander sorgen, entsteht eine Choreografie der Langsamkeit: ein stiller Tanz der „Haltungen der Liebe“, komponiert aus Präsenz, Atem und Aufmerksamkeit für die kleinsten Details. In diesem schwebenden Rhythmus erzählt jeder Kontakt von Vertrauen, Verwundbarkeit und Liebe. Durch verkörperte Forschung werden diese alltäglichen Gesten der Intimität – Halten und gehalten werden, Anlehnen, Geben, Empfangen – in archetypische Formen verdichtet und erhalten eine poetische und zutiefst menschliche Resonanz. Im Zentrum von ConTatto steht ein radikales Verlangsamen. Stillstand und Langsamkeit erlauben der Performance, sich als offenes Wahrnehmungsfeld zu entfalten. Die Arbeit schafft einen schwebenden und ruhigen Raum, der das Publikum einlädt, die eigenen emotionalen Landschaften zu erkunden und über Intimität, Fürsorge und Liebe nachzudenken. Ebenso zentral ist der Abbau visueller und räumlicher Hierarchien. Die Performer bleiben auf dem Boden, auf Augenhöhe des Publikums, nah, gleichberechtigt. Der Rollstuhl ist bewusst nicht präsent – nicht, um Behinderung zu löschen, sondern um die Aufmerksamkeit vom Objekt auf die Beziehung, auf gelebte Verbindung zu lenken. ConTatto entfaltet sich als intimer, kollektiver Raum, in dem Fragilität zu stiller Stärke wird und Nähe zur Präsenz transformiert. Verwurzelt in den Archetypen von Liebe und Fürsorge bietet die Performance eine verkörperte Reflexion darüber, wie der Körper Geschichten erzählt, die sich langsam im Rhythmus des Atems entfalten, in der Sprache von Berührung und Präsenz. Sie erinnert daran, dass Intimität nicht gesprochen wird; sie wird gelebt, gefühlt und in den Räumen zwischen den Körpern gehalten.

Choreografie: Federica Dauri
Dramaturgie: Hanna Schaich
Performer: Luca Della Corte, Alain Nouchy
Mit Unterstützung von: Centro di Residenza della Toscana (ArmuniaCapoTrave/Kilowatt), Comune di Sansepolcro
Produktionsresidenz: Carrozzerie | n.o.t.
DANCE ON TOUR Projekt von Tanzquartier Wien in Kooperation mit dem Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten.

Die Podiumsdiskussion „Assembly for Care: HIV Justice Today“, moderiert von Madi Awadalla und Teil des Rahmenprogramms von „Viral Intimacies“, ist als gemeinschaftliches Zusammenkommen konzipiert. Die Veranstaltung befasst sich mit der Politik der Fürsorge, wobei der Schwerpunkt auf HIV-Gerechtigkeit und solidarischer Praxis liegt. Sie bringt Dienstleister_innen, Künstler_innen, Aktivist_innen und Mitglieder der Community zusammen, die an den Schnittstellen von Sexualgesundheit, Schadensminderung, Community-Arbeit und Nachtleben tätig sind. Die Diskussion wird von künstlerischen Beiträgen und Performances begleitet.

Referent_innen

Motta / Epidemi.c
Motta lebt in Berlin und wurde in Bogotá geboren. Motta ist Mitglied des Kollektivs LoveLazers, das sich für die Unterstützung der Community und den Kampf gegen die Stigmatisierung von HIV einsetzt. Außerdem engagiert Motta sich für Kinderrechte und Tierrechte und beschäftigt sich kontinuierlich mit Anonymisierung als politischer Praxis.

Carolina Espinoza
Carolina ist eine Latinx-Transaktivistin und Community-Organisatorin, die sich seit über einem Jahrzehnt für Transrechte einsetzt. Derzeit arbeitet sie im Bereich Sensibilisierung und Betreuung innerhalb der sexpositiven Partyszene Berlins, wo sie sich für sicherere Räume und Praktiken zur Schadensminderung einsetzt.

Mati Klitgård
Mati ist Forscher_in, Moderator_in und Community-Organisator_in mit Sitz in Berlin. Mati hat einen Doktortitel in Gender Studies und schreibt über queere (Gegen-)Kulturen, Fürsorge und Intimität, queere Ökologien und politische Theorie. Im Jahr 2022 gründete Mati das Gay Consent Lab, eine Initiative, die sich in Workshops und Community-Veranstaltungen zu queeren Sexkulturen und struktureller Unterdrückung mit Consent, Fürsorge, Lust sowie Gewalt und Einsamkeit beschäftigt.

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Do, 11.9. – So, 16.11.25 Typ: Ausstellung Ort: nGbK am Alex