Viral Intimacies: Eröffnung
VIRAL INTIMACIES startet mit einem Abend der Performances: In Why Are You So Negative? bringt Naya de Souza (alias Bundaskanzlerin) eine scharfe Kritik der deutschen Politik und Gesellschaft vor, während das Performance-Duo Los Amarillos (Santiago Lemus und Camilo Acosta) den weltweit ungleichen Zugang zu HIV-Medikamenten thematisiert. Federica Dauri untersucht in der Langzeitperformance LIMEN die Schwelle, an der symbolische und reale Grenzen aufeinandertreffen.
Federica Dauri ist Performancekünstlerin, Choreografin und visuelle Künstlerin. Dauri präsentiert LIMEN („Schwelle“), eine Langzeit-Performance, die einen Durchgangsraum evoziert. Die Arbeit entfaltet sich in einem skulpturalen Umfeld aus Stacheldraht, in dem der nackte Körper der Künstlerin sich mit extremer Langsamkeit, Präzision und Sorgfalt bewegt. Jede Geste verhandelt scharfe Grenzen, gleitet darüber hinweg oder darunter, suchend nach Passagen, in denen Risiko und Möglichkeit aufeinandertreffen. Der Stacheldraht wird zum Symbol für Kontrolle, Zensur, Repression und systemische Regulierung von Intimität, Mobilität und Zugang zu Ressourcen. Diese Schwelle spiegelt ein Anliegen der Ausstellung wider: ein Raum dazwischen, in dem Intimität, Erinnerung und In-Beziehung-Sein leise, aber kraftvoll zirkulieren und einen porösen Raum schaffen, in dem Verletzlichkeit, Mut, Offenheit und Fürsorge koexistieren und das Publikum eigene Wege durch das sichtbar oder offen Gelassene finden kann.
Los Amarillos, gegründet von Santiago Lemus und Camilo Acosta, zwei offen schwule, HIV-positive visuelle Künstler, entstand aus dem Kurzfilm Los Amarillos für Visual AIDS NYC’s Being & Belonging (2022). Mit Stimme, Körper und audiovisueller Kunst untersucht das Kollektiv Gesundheit, Stigma und das Leben mit HIV durch poetische Bildsprache, Performance und kollektive Aktionen. Manifiesto Amarillo erweitert diese Arbeit performativ, indem es 30 politisch-poetische Bilder entfaltet, die Stigma, die Rolle von Kunstinstitutionen und den Platz dissidenter Körper hinterfragen. Wie bei der täglichen Medikamenteneinnahme werden Worte befeuchtet und geschluckt, tragen Forderung, Heiliges, Nostalgie und Utopie in sich.
Naya de Souza arbeitet unter verschiedenen Alter Egos wie LUX VENÉREA und Bundaskanzlerin und bewegt sich zwischen Performance, Comedy/Stand-up und Kochen. Multilingual von Geburt und transdisziplinär geprägt, überschreitet ihr Werk traditionelle Grenzen – zwischen Disziplinen, Ländern oder Institutionen. Sie versteht Kunst als einen fortwährenden Prozess von Migration und Übersetzung. Ihr Online-Projekt Bundaskanzlerin dient als Social-Media-Kritik an Deutschlands ausschließender Politik- und Kunstwelt und nutzt Found Footage, Videocollagen, Fotografie und Memes