Dieser Katalog ist in seiner physischen Form an einem Ort entstanden, den die meisten seiner Leser_innen niemals betreten: in einem Gefängnis. Das Papier und die Tinte der auf ihm gedruckten Buchstaben haben den Weg aus der Gefängnisdruckerei der JVA Kaisheim, von „drinnen“ nach „draußen“, absolviert. Damit spiegelt er eines der Anliegen der Ausstellung Knast sind immer die anderen wieder: Perspektiven und Stimmen aus dem Inneren des Gefängnisses, das im Gegensatz zu seiner architektonischen Erscheinung mehr oder weniger unbekannt und verschwiegen ist, eine Präsenz zu geben; das Gefängnis als einen realen Ort, jenseits der Fiktion medialer Bilder und Projektionen, sichtbar zu machen. Es geht um die künstlerische Annäherung an ein System, das, obwohl zunehmend ins Abseits gedrängt, ein kontinuierlicher, aber kaum wahrgenommener oder hinterfragter Bestandteil gesellschaftlichen Funktionierens ist. „Knast“ – das sind in der öffentlichen Rezeption oft „die anderen“: ein Phänomen, eine Wirklichkeit, die einen selbst nicht zu betreffen scheint. Begreift man sich aber als Teil der Gesellschaft, die den Knast der „anderen“ schafft, mag sich dieser Blick verändern.

Hg.: nGbK

Arbeitsgruppe: Susanne Hanus, Heide Hinrichs, Annika Niemann, Nadin Reschke, Per Traasdahl, Karen Weinert

Mit Beiträgen von: Ulf Aminde, Angelika Böck, Álvaro Garreaud, Susanne Hanus, Katharina Heilein, Heide Hinrichs, Annika Niemann, Nadin Reschke, Per Traasdahl, Doreen Uhlig, Judith Siegmund, Karen Weinert