SALZ. TON. GRANIT. Über nukleare Vergangenheiten und strahlende Zukünfte

Sa, 30.11.24 – So, 9.2.25 Typ: Forschung, Ausstellung, Symposium, Veranstaltungsreihe

Ort(e):

nGbK, Karl-Liebknecht-Straße 11/13, 10178 Berlin

Künstler_innen: Ana Alenso, András Cséfalvay, Krisztina Erdei & Dániel Misota, Csilla Nagy & Rita Süveges, Sonya Schönberger, Marike Schreiber, Katarina Šević, Dominika Trapp, Anna Witt 

Teilnehmende am Veranstaltungsprogramm: bankleer (Karin Kasböck und Christoph Leitner), András Cséfalvay & Gabriela Šaturová, Reinhard Dalchow, Sophie Hilbert, Paul Kolling, Björn Kröger, Elie Peuvrel & Anne-Kathrin Braune, Grit Ruhland, Emilija Škarnulytė, sowie Anna Witt mit Viviane Damitz, Aleksandra Saša Jeremić, Charlotte Kremberg, Silvio Kull, Patrick Neugebauer, Eileen Raddatz, Philip Rudzinski, Valerija Rutz und Ricarda Scheringer (HBK Braunschweig)

nGbK-Arbeitsgruppe: Katalin Erdődi, Marc Herbst, Julia Kurz, Virág Major-Kremer, Vincent Schier

Was bedeutet die aktuelle Energiekrise für unseren Umgang mit Atomkraft und die Suche nach alternativen Energien? Ist zukünftige Energieversorgung nicht nur ohne fossile Brennstoffe, sondern auch ohne Kernenergie denkbar? Und wie soll mit radioaktiven Abfällen umgegangen werden?

Das zweijährige künstlerisch-kuratorische Forschungsprojekt SALZ. TON. GRANIT. Über nukleare Vergangenheiten und strahlende Zukünfte (2023-2024) untersucht, wie die Atomindustrie und ihre Infrastruktur unser Leben beeinflussen. Die Erzeugung von Kernenergie und die Lagerung radioaktiver Abfälle geraten dabei ebenso in den Blick wie die täglich von ihren materiellen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen betroffenen Orte und deren Bewohnerinnen. Im Rahmen einer Ausstellung und eines Veranstaltungsprogramms stellen die teilnehmenden Künstlerinnen und die Kurator_innen der nGbK-Arbeitsgruppe die Ergebnisse ihrer umfangreichen Recherchen vor, in denen sie sich aus translokaler Perspektive mit den vielfältigen Verbindungen von Energie, Politik, Ökologie und sozialen Bewegungen beschäftigt haben.

Der Titel SALZ. TON. GRANIT. spielt auf jene drei Materialien an, die für die Endlagerung von Atommüll derzeit als am sichersten angesehen werden. Das Projekt blickt auf Deutschland und Ungarn, zwei Länder, die im Umgang mit Atomkraft entgegengesetzte Wege beschreiten: Während Deutschland 2023 seinen Atomausstieg mit der Abschaltung aller Atomkraftwerke angestoßen hat, baut Ungarn ein neues Kernkraftwerk, den umstrittenen Reaktor PAKS II. Diesen Gegensätzen zum Trotz stehen beide Staaten vor demselben noch ungelösten Problem, der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll, welches gemäß einer EU-Richtlinie innerhalb der eigenen Landesgrenzen gefunden werden muss. Dabei handelt es sich um ein globales Problem: Mit Ausnahme des finnischen Endlagers „Onkalo“, das 2025 in Betrieb genommen werden soll, existiert weltweit noch kein Endlager für das risikobehaftete Nebenprodukt der Energiegewinnung.

Die Ausstellung SALZ. TON. GRANIT. verbindet Berlin mit ländlichen Regionen in Deutschland und Ungarn, in denen sich nukleare Infrastrukturen wie Uranminen, Kernkraftwerke und Atommüll-Zwischenlager befinden oder die Schauplätze des Widerstandes gegen Atomkraft waren und sind. Gezeigt werden neun Neuproduktionen, die im Laufe des zweijährigen Forschungsprozesses entstanden sind. Viele der Arbeiten wurden in engem Austausch mit den Menschen vor Ort entwickelt, deren Perspektiven hier im Vordergrund stehen. Auf diese Weise wird sichtbar, wie die direkt mit den nuklearen Infrastrukturen Konfrontierten mit deren Folgen und den unsichtbaren Gefahren, die sie mit sich bringen, umgehen.

Begleitend zur Ausstellung fächern Führungen, Performances, Podiumsdiskussionen und Filmvorführungen die gesamte Breite der künstlerisch-kuratorischen Forschung auf und erweitern die Kernthemen der Ausstellung um weitere Perspektiven.

Symposium

Freitag, 17. November 2023, 17:00–22:00 Uhr

nGbK Veranstaltungsraum

Atommüll als nukleares Kulturerbe, Anti-Atom-Aktivismus und Widerstand – eine Verbindung vergangener und zukünftiger Kämpfe

Am 17. November präsentiert Eglė Rindzevičiūtė, eine in London lebende Politische Soziologin aus Litauen, ihre Forschung zu den Gemeinschaften, Materialien und Orten des nuklearen Kulturerbes. Anschließend führt die Künstlerin Anna Witt ein Gespräch über Vergangenheit und Zukunft des Anti-Atom-Widerstands mit Aktivist*innen von Ende Gelände, dem Gorleben-Archiv und der Grünen Jugend aus Pécs, Ungarn. Sie fragen: „Wer wird diese Kämpfe fortführen, was können wir voneinander lernen?“ Der Abend endet mit einer gemeinsamen Listening Session der Künstlergruppe PPKK, die eine poetische Analogie zwischen Atommüll und menschlichem Stoffwechsel zieht.

17:00–18:00 Uhr

Begrüßung & Einführung zu SALT. CLAY. ROCK.: Führung mit Mitgliedern der Arbeitsgruppe und ausgewählten Künstlerinnen und Künstlern durch die Forschungsausstellung der Versammlung

18:00–19:00 Uhr

Keynote von Dr. Eglė Rindzevičiūtė: Wirte und Geiseln nuklearer Infrastrukturen: Umgang mit und Eindämmung nuklearer Materialitäten im postsowjetischen Raum

19:30–21:00 Uhr (auf Deutsch und Ungarisch, mit Flüsterübersetzung ins Englische)

Gespräch mit der Künstlerin Anna Witt: Vergangenheit und Zukunft des antinuklearen Widerstands

Teilnehmende: Ende Gelände / Kali, Gorleben Archiv / Gabriele Haas, Grüne Jugend Pécs / Júlia Konkoly-Thege

21:00–22:00 Uhr

Künstlerischer Beitrag: PPKK Listening Session

Samstag, 18. November 2023, 10:00–21:30 Uhr

Veranstaltungsraum der nGbK

Energiezukunft und Solarpolitik Zukunftsvorstellungen und die Tiefenzeit der Atommülllagerung

Am 18. November lädt der Berliner Autor Max Haiven die Teilnehmenden ein, im Science-Fiction-Workshop „Writing After Their Future“ gemeinsam andere Zukünfte zu imaginieren. Anschließend findet eine gemeinsame Koch- und Essrunde in der Nowhere Kitchen statt. Der Nachmittag beginnt mit einer Lesung der Science-Fiction-Texte des Workshops und einem gemeinsamen Gespräch mit den teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern von SALT. CLAY. ROCK. sowie eingeladenen Gästen über die verschiedenen untersuchten Orte und ihre jeweiligen künstlerischen Ansätze.

Im Anschluss begibt sich das Programm in die Tiefenzeit und führt ein ausführliches Gespräch mit dem Geologen Péter Molnár, der jahrzehntelang den Tonfelsen in Boda erforscht hat, der möglicherweise Ungarns Endlager beherbergen könnte. Anschließend besinnt sich die Versammlung erneut auf unsere Beziehung zur „Genosse Sonne“ mit der Philosophin Oxana Timofeeva, die ihr Konzept der Solarpolitik vorstellt und Impulse für weitere Diskussionen zur Energiezukunft gibt. Dies ist das Thema des letzten Panels mit Transformationsforscherin Andrea Vetter, Architekt Moritz Maria Karl und Ökofeministin Theresa Deichert über die Herausforderungen einer „grünen Transformation“. Sie werden auch darauf eingehen, wie Kernenergie von denjenigen, die sich für eine nukleare Techno-Lösung für den Klimawandel einsetzen, in jüngster Zeit als „grüne Energie“ umgedeutet wird.

10–13 Uhr

Writing After Their Future: Ein Science-Fictioning-Workshop mit Max Haiven

13–14 Uhr

Pause mit Nowhere Kitchen: gemeinsames Kochen und Essen

14–15 Uhr

Begrüßung und Einführung in SALZ. TON. GRANIT.: Kollektive Lesung von Texten, die während des Science-Fictioning-Workshops geschrieben wurden, gefolgt von einer Führung der Kuratorinnen und ausgewählter Künstlerinnen durch das Forschungsdisplay

15–16.30 Uhr

Gemeinsames Gespräch mit den Künstler_innen und Gästen über ihre Recherchen und ihre künstlerische Herangehensweise an die deutschen und ungarischen Orte, an denen sie arbeiten werden.

Teilnehmer_innen: Ana Alenso (online), András Cséfalvay, Krisztina Erdei, Csilla Nagy & Rita Süveges, Sonya Schönberger, Marike Schreiber, Working Group Image Archive Asse II (Susanne Kriemann, Judith Milz, Lena Reisner)

17–18 Uhr

Nuclear waste and deep time: Perspektive eines Geologen (online)

Gespräch mit dem Geologen Péter Molnár (Pécs, Ungarn), moderiert von Csilla Nagy und Rita Süveges

18–19 Uhr

Pause mit Nowhere Kitchen: Vorstellung ihrer Arbeit und gemeinsames Essen

19–20 Uhr

Keynote von Oxana Timofeeva über ihr Buch Solar Politics. Gefolgt von einem Q&A moderiert von András Cséfalvay

20–21.30 Uhr

Gespräch über zukünftige Formen der Energiegewinnung und die Herausforderungen der Energiewende

Teilnehmer_innen: Theresa Deichert, Moritz Maria Karl, Andrea Vetter (online)

Sonntag, 19. November

Interne Arbeitssitzung mit den Künstler_innen, der nGbK-Arbeitsgruppe SALZ. TON. GRANIT. und dem nGbK-Team

13–15 Uhr

Workshop zur klimaneutralen künstlerischen Produktion, offen für nGbK-Mitglieder.

VERANSTALTUNGSPROGRAMM

Freitag, 29. November 2024, 18 Uhr

Eröffnung der Ausstellung Musikalische Intervention von András Cséfalvay und Gabriela Šaturová

Sonntag, 1. Dezember 2024, 14 Uhr

Entfaltete Zeitlichkeit (de/en) Dialogführung mit Csilla Nagy & Rita Süveges, Sonya Schönberger und Dominika Trapp / Projektpräsentation tfnukuz von bankleer (Karin Kasböck und Christoph Leitner) / Gespräch mit den Beteiligten

Dienstag, 3. Dezember 2024, 11 Uhr

Tag der Nachhaltigkeit (de) Architekturführung mit Annette Maechtel und Elie Peuvrel (nGbK) / Workshop mit Elie Peuvrel (nGbK) und Anne-Kathrin Braune (Akademie der Künste)

Samstag, 30. November 2024, 17 Uhr

Endless Energy and Timeless Dangers (en)

Dialogführung mit András Cséfalvay, Katarina Šević & Dániel Misota / Gespräch mit den Kurator_innen / Screening: Burial (2022) von Emilija Škarnulytė

Donnerstag, 23. Januar 2025, 18 Uhr

Untertage: Nukleare Vergangenheiten und strahlende Zukünfte (de) Dialogführung mit Ana Alenso / Radiation Meditation mit Grit Ruhland / Screening: Strahlend grüne Wiese (2021) von Sophie Hilbert / Gespräch mit den Beteiligten

Samstag, 8. Februar 2025, 14 Uhr

Collective Ways of Disagreeing (de/en) Live-Rollenspiel und Screening mit Anna Witt und Aleksandra Saša Jeremić, Charlotte Kremberg, Eileen Raddatz, Ricarda Scheringer, Patrick Neugebauer, Philip Rudzinski, Silvio Kull, Valerija Rutz, Viviane Damitz (HBK Braunschweig)

Samstag, 8. Februar 2025, 18 Uhr

Druck ausüben: Energiepolitik, Infrastruktur und Haltung erben (de) Dialogführung mit Anna Witt / Screening: Energy (2023)

von Paul Kolling / Gespräch mit den Beteiligten

Sonntag, 9. Februar 2025, 11 Uhr

Klimaneutraler Brunch (de) Präsentation Klimaleitfaden mit Elie Peuvrel (nGbK) und dem kuratorischen Team

Sonntag, 9. Februar 2025, 14 Uhr

Umweltsonntag (de)

Dialogführung mit Marike Schreiber / Wasserempfang und Gespräch mit Marike Schreiber, Reinhard Dalchow und Björn Kröger

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