nGbK Lecture: WIR SIND HIER: Erinnerung und Widerstand im öffentlichen Raum
Gespräch mit Cana Bilir-Meier und Talya Feldman, moderiert von Gürsoy Doğtaş
Die Künstlerinnen Cana Bilir-Meier und Talya Feldman diskutieren mit Gürsoy Doğtaş, wie das von Feldman konzipierte digitale Projekt WIR SIND HIER den Überlebenden und Familien von Opfern rassistischer und antisemitischer Gewalt eine Stimme gibt und deren Forderungen nach Erinnerungsorten im öffentlichen Raum Ausdruck verleiht.
Von der Umbenennung von Straßen bis zur Gestaltung von Denkmälern werden Räume des aktiven Gedenkens und Widerstands beansprucht. Als lebendiges Archiv erhalten die Nutzer_innen der Plattform einen Überblick über rechte Gewalt und Polizeigewalt in Deutschland und der ehemaligen DDR in den letzten 40 Jahren, einschließlich Fällen von Gewalt, die noch nicht von staatlichen Behörden als Hassverbrechen anerkannt wurden.
WIR SIND HIER wurde erstmals 2022 als digitales Kunstwerk vom Kunstverein in Hamburg und kurz darauf als Modellprojekt der Bundeszentrale für politische Bildung von 2022-2023 vorgestellt. Es wird heute mit freundlicher Unterstützung der Postcode Lotterie und privaten Stiftungen fortgeführt.
Die Plattform und Installation WIR SIND HIER ist ein Projekt von Talya Feldman unter der Trägerschaft des Verbands der Beratungsstellen für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG e.V.)
Cana Bilir-Meier lebt und arbeitet in München und Wien. Sie studierte Kunst und Digitale Medien sowie Film und Kunstpädagogik an der Akademie der bildenden Künste in Wien und an der Sabancı-Universität in Istanbul. Sie arbeitet als Filmemacherin und Künstlerin sowie in Kunst- und Kulturvermittlungsprojekten. Ihre filmischen, performativen und textbasierten Arbeiten bewegen sich an den Schnittstellen zwischen Archivarbeit, Textproduktion, historischer Forschung, zeitgenössischer Medienreflexivität und Archäologie. Sie ist Mitbegründerin der Initiative zum Gedenken an Semra Ertan und Co-Herausgeberin des Gedichtbandes „Mein Name ist Ausländer – Benim Adım Yabancı“. 2021 war sie Vertretungsprofessorin für Kunstpädagogik an der Akademie der Bildenden Künste München.
Talya Feldman ist eine Medienkünstlerin aus Denver, Colorado. Sie erwarb ihren MFA an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und ihren BFA an der School of the Art Institute of Chicago. Durch ihre interkulturelle und kollaborative Praxis schafft Feldman einen sozialen Wandel durch künstlerische und pädagogische Projekte, die alternative und wiederherstellende Narrative zur Gewalt anbieten. Für ihre Arbeiten gegen den rechten Terror in Zusammenarbeit mit aktivistischen und forschungsbasierten Netzwerken in Deutschland und im Ausland hat sie weltweite Anerkennung erhalten. Feldman erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2023 den Bundespreis für Kunststudierende in Deutschland, 2022 den Berenberg Kulturpreis, 2021 den Stipendienpreis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und 2021 den DAGESH-Kunstpreis für ihre Soundinstallation „The Violence We Have Witnessed Carries a Weight on Our Hearts“ im Jüdischen Museum in Berlin.
Gürsoy Doğtaş ist Kunsthistoriker und Kurator. Er arbeitet parakuratorisch an den Schnittpunkten von Institutionskritik, strukturellem Rassismus und Queer Studies. Er (ko-)kuratierte unter anderem die Ausstellungen „There is no there there“ im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt (2024), „Annem işçi – Wer näht die roten Fahnen?“ im Museum Marta Herford in Herford (2024), „Gurbette Kalmak / Bleiben in der Fremde“ (2023) im Taxispalais in Innsbruck oder das Festival „What would James Baldwin do?“ (2024) in Berlin wie auch das Symposium „Public Art: Das Recht auf Erinnern und die Realität der Städte“ (2021) in Nürnberg. 2022/23 lehrte er als Gastprofessor am Institut für Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin und ist ab diesem Herbst QuiS Visiting Research Fellowship an Städelschule und Goethe Universität in Frankfurt.