SALZ. TON. GRANIT.: Umweltsonntag
Dialogführung mit Anna Witt und Marike Schreiber / Wasserempfang und Gespräch mit Marike Schreiber, Reinhard Dalchow und Björn Kröger
Die letzte Veranstaltung von SALZ. TON. GRANIT. während der Finissage wird das Format der Umweltsonntage wiederbeleben – einer Veranstaltungsreihe, die in den 1980er Jahren von einer Gruppe von Umweltaktivist_innen in Brandenburg organisiert wurde. Der Umweltsonntag verbindet Umweltaktivismus aus dem ehemaligen Osten und dem ehemaligen Westen.
Anna Witts zweiteilige Videoinstallation „Tanz auf dem Vulkan” nimmt ihren Ausgangspunkt im Wendland, wo die Gemeinde Gorleben zum Symbol der Anti-Atomkraft-Bewegung und zu einem der Kristallisationspunkte der Auseinandersetzung um die Nutzung von Atomenergie in der Bundesrepublik Deutschland wurde. Der Titel der Arbeit „Tanz auf dem Vulkan” ist eine international geläufige Metapher, die ein riskantes Verhalten trotz drohender Gefahren beschreibt. Für SALZ. TON. GRANIT. untersucht Anna Witt, wie sich kollektive Formen des Protests über Generationen hinweg in die Körper und Biografien von Aktivist_innen und deren Familien eingeschrieben haben, wofür sie u.a. im Gorleben Archiv recherchierte.
Die Künstlerin Marike Schreiber interessierte sich im Rahmen von SALZ. TON. GRANIT. für die Verstrickungen des Kernkraftwerkes Rheinsberg, des ersten Kernkraftwerkes der DDR, mit dem umliegenden Naturschutzgebiet Stechlin und verbindet beide durch den Stechlinsee, der eine Schlüsselrolle als „Kühlungsanlage” des Kernkraftwerkes spielte und seit dem späten 19. Jahrhundert bis heute von Forschenden untersucht wird. Am 8. September luden Marike und die SALZ. TON. GRANIT. Arbeitsgruppe zu einem artist-led Field Trip zu den genannten Orten ein.
Gemeinsam mit Marike Schreiber und ihren Gästen wird das Format der Umweltsonntage erneut belebt und zum Wasserempfang an der von Marike Schreiber gestalteten mobilen Bar/Skulptur eingeladen. Der Empfang nimmt Bezug auf die von dem Pfarrer Reinhard Dalchow in den 1980er Jahren mitinitiierte Veranstaltungsreihe „Umweltsonntage”, mit denen eine offene Debatte über den Schutz der Umwelt und die Folgen der Energiegewinnung in der DDR gefordert wurde. Bei dem ersten Treffen wurde auf die Bedeutung von sauberen Trinkwassers mit einem „Wasserempfang” in der Kirche aufmerksam gemacht. Ein weiterer Gast ist Björn Kröger. Der Paläontologe und Kurator am Finnischen Museum für Naturkunde in Helsinki ist am Stechlinsee in der Mark Brandenburg aufgewachsen. Sein erster Beruf war Maschinist für Kernkraftwerksanlagen. Heute forscht er über Veränderungen in Ökosystemen in großen und kleinen zeitlichen Maßstäben und ist Spezialist für die Evolution urzeitlicher Kopffüßer. Demnächst erscheinen von ihm ein Buchkapitel über „The Deep Time of Death“ im „Handbook of Queer Death Studies“ bei Routledge und ein Buch über den Stechlinsee beim Verlag Matthes & Seitz.