SALZ. TON. GRANIT.: Untertage. Nukleare Vergangenheiten und strahlende Zukünfte

Do, 23.1.25, 18:00 Uhr Typ: Veranstaltung, Führung, Gespräch Sprachen: Deutsch Ort: nGbK am Alex Adresse: Karl-Liebknecht-Straße 11, 10178 Berlin, 1. Stock Eintritt: frei

Dialogführung durch die Ausstellung SALZ. TON. GRANIT. mit Ana Alenso, Radiation Meditation mit Grit Ruhland, Screening: Strahlend grüne Wiese (2021) von Sophie Hilbert

Die künstlerische Forschung von Ana Alenso, Grit Ruhland und Sophie Hilbert nimmt ihren Ausgangspunkt kurz nach dem zweiten Weltkrieg mit dem Beginn der sowjetisch-europäischen Geschichte des Urans und seiner zunächst militärischen Bestimmung. Nach ersten Funden von Uran im Erzgebirge beginnt das sowjetische Innenministerium eine großräumige Suche. 1947 gehen mehrere Bergbauanlagen auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland in sowjetischen Besitz über, bald werden daraus Sonderzonen mit verschärften Sicherheitsbedingungen. Nach der Staatsgründung der DDR entsteht 1954 die Wismut SDAG, deren Aufgabe der Uranabbau genauso wie die Spionageabwehr ist. Heute ist die Wismut, nach der politischen Wende 1990 in eine GmbH umgewandelt, für die Stilllegung, Sanierung und Rekultivierung der Bergbauhinterlassenschaften in Sachsen und Thüringen zuständig. 

Ana Alensos künstlerischer Beitrag Pech und Blende zur Ausstellung SALZ. TON. GRANIT. beschäftigt sich mit ehemaligen Uranminen im Erzgebirge. Ausgehend von der Rolle dieser Minen und des sowjetisch-deutschen Bergbauunternehmens Wismut in der nuklearen Aufrüstung während des Kalten Krieges befasst sich die Künstlerin mit vergangenen geologischen Zusammenhängen und heutigen geopolitischen Landschaften.

Regelmäßig arbeitet Ana Alenso zu den historischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen, die Extraktivismus, globale Ressourcenpolitik und der Handel mit Edelmetallen und fossilen Brennstoffen haben. Ihre Installationen sind oft temporäre und in sich geschlossene Assemblagen, die aus Skulpturen, Fotografien, Audio-Elementen und Video bestehen. Ihren poetisch-industriellen und dennoch düster-dystopischen Arbeiten ging auch für SALZ. TON. GRANIT. eine umfangreiche Recherche und mehrere Feldstudien voraus.

Grit Ruhlands Radiation Meditation greift den mystisch-esoterischen Aspekt der Niedrigstrahlung auf und beinhaltet eine unwirkliche Reise durch das nördliche Vogtland, das spätere Ronneburger Revier, durch Atomkerne und sowjetische Militäranlagen. Uran hat sich im 20. Jahrhundert von einem chemischen zu einem kulturellen Element gewandelt: Es ist Teil unseres globalen Alltags geworden – physisch, psychisch und politisch. Dabei gilt für alle Formen und vielmehr Anwendungen radioaktiver Elemente, dass Ullrich Beck sie 1986 als „Enteignung der Sinne“ ansah. Bis vor 120 Jahren war dieses zunächst physikalische Phänomen noch so unverdächtig wie die Schwerkraft. Lässt sich nun die Radioaktivität in ihrem Schrecken und ihrer Erhabenheit zugleich denken? Was kann das erste Glied der nuklearen Kette, der Uranbergbau, zur Erkenntnis beitragen? 

Grit Ruhlands künstlerische Arbeit gilt schwerpunktmäßig dem Umweltverhalten, den Auswirkungen des Bergbaus und dem nuklearen Erbe. Ihre Praxis umfasst Projekte in den Bereichen partizipative Kunst, Kunst im öffentlichen Raum und Klangkunst sowie Interaktion mit wissenschaftlichen Instituten und Themen. Ruhland studierte Bildende Kunst an der HfBK Dresden und promovierte über die Auswirkungen des Uranbergbaus auf die Landschaft Ostdeutschlands an der Bauhaus-Universität Weimar. Sie lehrte an verschiedenen Hochschulen, darunter der TU Dresden und der Universität Regensburg, und ist aktuell Mitarbeiterin im Projekt „Digital Art Education“ an der Bauhaus Universität Weimar.

Sophie Hilberts Videoarbeit Strahlend grüne Wiese beschäftigt sich mit den Hinterlassenschaften des Uranbergbaus in Ostdeutschland, die seit 30 Jahren saniert werden. Die radioaktive Vergangenheit bildet den Boden für die heutigen Bewohner_innen. Aber was genau ist dort in der Erde? Ausgehend von dieser Frage sucht der Film nach den Prozessen und Akteur_innen, die in die Landschaft eingebunden sind. Der Film gräbt durch Spuren von Sanierungsgroßprojekten, Aktivismus, Familiengeschichte, Biotopen und einem Punkfestival, stets berührt durch die unsichtbare Strahlung. Die Verstrickung von dokumentarischen und fantastischen Elementen spannt das Feld auf, das von der Zerstörung durch den Bergbau genauso gezeichnet ist wie von den sorgsamen Aktionen der menschlichen und nichtmenschlichen Bewohner_innen.

Sophie Hilbert produziert Videos und Kostüme. Sie war Stipendiatin des Goldrausch Künstlerinnenprogramms Berlin und hat einen Abschluss der Kunsthochschule Kassel. Ihre Videoarbeiten wurden auf dem Kasseler Dokfest, dem Werkleitz Festival, den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen (online) und in der Kommunalen Galerie Berlin gezeigt. Sie ist Mitglied des TOKONOMA e.V. – Plattform für junge Kunst und Klubkultur.

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