unterwegs: Hinter den Fenstern der Wohnkomplexe
Gespräch mit Kito Nedo zur Ausstellung „Wohnkomplex. Kunst und Leben im Plattenbau“ (DAS MINSK Potsdam) und Projektion des Kurzfilms „Hinter den Fenstern“ von Petra Tschörtner
im Rahmen der Ausstellung „unterwegs“ mit Arbeiten von Nooshin Shafiee, Siavash Amini und Heike Gallmeier
Was machen Orte mit uns? Und wie prägen wir sie im Gegenzug?
Die Ausstellung „Wohnkomplex. Kunst und Leben im Plattenbau“ im MINSK, Potsdam zeigt aktuell mit ca. 50 Arbeiten Perspektiven auf ein Bau- und Lebensmodell, das bis heute nachwirkt. Ursprünglich war der Plattenbau das Herzstück der DDR-Sozialpolitik; ungefähr ein Viertel der DDR-Bevölkerung wohnte in der „Platte“. Nach dem Ende der DDR wurde er zum Schauplatz schmerzhafter Transformationen. Als moderne Ruinen warteten die Gebäude auf ihren Abriss, wurden saniert oder umgebaut.
Zum „Wohnkomplex“ gehört auch der gelebte Alltag derer, die darin wohnen und wohnten. „Hinter den Fenstern“, der dokumentarische Diplomfilm an der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen der DDR der Regisseurin Petra Tschörtner (1958–2012), blickt hinter die Fassaden des Plattenbaus. Er folgt drei Ehepaaren im Alter von ca. 30 Jahren in einem Hochhaus in Potsdam. Sie berichten von ihrem Zueinanderfinden, ihren Emanzipationswünschen und Konflikten, wobei gesprochene und Körpersprache oft auseinanderklaffen.
Der Film wurde 1984 bei den Westdeutschen Kurzfilmtagen in Oberhausen zweifach ausgezeichnet. Die jüngst fertiggestellte Digitalisierung und Restaurierung wurde unterstützt durch das „Förderprogramm Filmerbe“ und wurde für die Veranstaltung dankenswerterweise von der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF bereitgestellt.
„Wohnkomplex. Kunst und Leben im Plattenbau“, DAS MINSK Potsdam, 6.9.2025 – 8.2.2026, kuratiert von Kito Nedo. Nedo arbeitet als freier Autor, Redakteur und Journalist im Bereich Bildende Kunst und Kulturpolitik und lebt in Basel und Berlin.
Petra Tschörtner: „Hinter den Fenstern“, 43 Min., Fernsehen der DDR 1983, Drehbuch: Petra Tschörtner, Fritz Martin Barber, Kamera: Peter Ziesche.