Kunst im Untergrund 2024/25: flexen, flirren, fantasieren – mapping the queer city
Adrian M. Blount: „Basics of Care“
Ipek Burçak: „In Berlin Nichts Neues“
Lola von der Gracht: „We Are Everywhere“
Franziska Pierwoss & Siska: „Soundtrax for a Bazaar“
Nadin Reschke: „Lila Fetzen“
Für die diesjährige Ausgabe des Kunstwettbewerbs Kunst im Untergrund 2024/25: flexen, flirren, fantasieren – mapping the queer city waren Künstler_innen aufgerufen, neue Arbeiten für den urbanen Raum vorzuschlagen, die sich mit der Bewegungsfreiheit unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen auseinandersetzen, und künstlerische Vorschläge einzureichen, die aktuelle sozialpolitische Entwicklungen reflektieren. Westeuropäische Großstädte sind maßstäblich nur für bestimmte Subjekte gebaut und optimal nutzbar. Unsere Stadt und ihre Bewohner_innen sind aber vielschichtig und divers. Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse und Strategien für die Nutzung des öffentlichen Raums. Wie erleben und gestalten Frauen, People of Color (PoC), queere und postmigrantische Personen, Arbeiter_innen, Kinder, Rentner_innen und Menschen mit Behinderungen ihre Stadt? Wie passen sie sich den Strukturen und Architekturen an, die nicht für sie konzipiert wurden?
Die ausgewählten Arbeiten sind von Juni bis September 2025 ober- und unterirdisch an den U-Bahnhöfen Nollendorfplatz, Bülowstraße und Schönhauser Allee entlang der Linie U2 zu sehen.
Zur diesjährigen Ausgabe von Kunst im Untergrund ist erstmals ein Online-Magazin erschienen, das bereits jetzt unterschiedliche Perspektiven und eine vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Stadtraum zusammenbringt. Das Magazin vereint neue und bestehende Texte, Video- sowie Audioarbeiten und lädt über den gesamten Projektzeitraum sukzessive Künstler_innen, Autor_innen und Aktivist_innen ein, ihre Perspektiven einzubringen. Neben künstlerischen Beiträgen werden auch historische und gesellschaftspolitische Analysen veröffentlicht, die den intersektionalen Charakter des Projekts unterstreichen. Inhaltlich verknüpft das Magazin historische Perspektiven aus Ost- und West-Berlin mit aktuellen Fragestellungen – insbesondere im Kontext der drei U-Bahnhöfe entlang der während der Teilung Berlins unterbrochenen Linie U2.
Künstler_innen: Adrian Marie Blount, Ipek Burçak, Lola von der Gracht, Franziska Pierwoss & Siska, Nadin Reschke
Online-Magazin mit Beiträgen von: Sara Ahmed, Gürsoy Doğtaş, Mia Göhring, Poligonal, Paul B. Preciado, Gabriele Stötzer, Anh Trieu u.a.
Veranstaltungsprogramm kuratiert von: Marenka Krasomil, Sandra Teitge und Franziska Zahl mit Bella Bram und Letícia Oehlgardt
Über die Arbeiten
Mit „Basics of Care“ möchte Adrian M. Blount liebevolle Momente zwischen Schwarzen Menschen darstellen und diese zumindest für die Dauer einer Performance in den Mittelpunkt rücken. Das Projekt „In Berlin Nichts Neues“ der Künstlerin Ipek Burçak nimmt (post-)migrantische und andere antikapitalistische Zeitschriften aus den 1990er-Jahren zum Ausgangspunkt, die von ihnen repräsentierten Stimmen an und um den U-Bahnhof Bülowstraße darzustellen und zu würdigen. Das Projekt „We Are Everywhere“ von Lola von der Gracht zielt darauf ab, Sichtbarkeit und Wertschätzung für die Geschichte und Gegenwart transgeschlechtlicher Menschen in Deutschland zu schaffen und dabei die Herausforderungen zu thematisieren, denen Transpersonen im öffentlichen Raum begegnen. „Soundtrax for a Bazaar“ von Franziska Pierwoss & Siska ist ein Tribut an das Live-Musik-Restaurant des Türkischen Basars, das zwischen 1978 und 1991 am U-Bahnhof Bülowstraße florierte und die dynamische Musikszene der Potsdamer Straße prägte. Auftritte von zeitgenössischen Underground-Musiker_innen sollen die Vielfalt, die Lebendigkeit und den Gemeinschaftsgeist des ursprünglichen Basars widerspiegeln. Nadin Reschkes „Lila Fetzen“ erinnert 35 Jahre nach dem Mauerfall an die offiziell nicht anerkannten ostdeutschen Frauen*bewegungen, vor allem an die Lila Offensive, die sich in Prenzlauer Berg in den späten 1980er-Jahren gründete, und begibt sich anhand historischer Fotografien auf die Suche nach solidarischen Gesten des Widerstands und der Sichtbarkeit heutigen queeren Lebens.
Über Kunst im Untergrund
Der Kunstwettbewerb fand, ursprünglich mit dem Titel Kunst statt Werbung, erstmals im Jahr 1958 in Ostberlin statt und rief Künstler_innen auf, Plakate für den Frieden zu entwerfen. Die eingereichten Arbeiten wurden an den Hintergleisflächen am U-Bahnhof Alexanderplatz ausgestellt. Während ein Großteil der damaligen DDR-Institutionen nach 1989 aufgelöst oder umbenannt wurde, konnte sich der Wettbewerb behaupten. Seit Anfang der 1990er-Jahre setzt die nGbK in Zusammenarbeit mit den zuständigen Senatsverwaltungen unter dem Projekttitel „Kunst im Untergrund“ künstlerische Arbeiten in oder in unmittelbarer Nähe von Berliner U-Bahnhöfen um.
nGbK-Arbeitsgruppe: Yeşim Duman, Lorena Juan, Marenka Krasomil, Sandra Teitge, Franziska Zahl
Von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt unterstützt und auf Empfehlung des Beratungsausschusses Kunst (BAK) aus den gesamtstädtischen Mitteln „Künstlerische Gestaltungen im Stadtraum“ finanziert.