Viral Intimacies: Artist Talk mit Manuela Solano
Artist Talk mit Manuela Solano
Moderiert von Samuel Perea-Díaz
Seit 2024 produziert Manuela Solano eine Serie von Malereien auf Papier mit dem Titel Blind, Transgender and Wild. Sie begann diese Arbeit als Versuch, Malereien zu schaffen, die verspielter und unmittelbarer sind. Dieser Ansatz hat zu einer Serie von Arbeiten geführt, die sich auf die alltäglichen Erfahrungen der Künstlerin im Berliner Nachtleben, in der Kunstwelt und in ihren Interaktionen mit Männern beziehen und durchweg humorvolle Akzente setzen. Mit diesen Werken vermittelt Solano, wie es ist, sich sozial in sich überschneidenden Ausnahmezuständen zu bewegen und dabei dennoch zu versuchen, eine gute Zeit zu haben. In der Ausstellung Viral Intimacies wird das Gemälde Wanna Party? (2024) aus der Serie Blind, Transgender and Wild präsentiert.
„Manchmal sitze ich in einer Bar oder warte in der Schlange vor der Toilette, und ein fremde Person fragt mich, ob ich wirklich blind bin, als ob es für diesen Menschen schwer zu glauben wäre, dass eine blinde Person wirklich alleine ausgehen und feiern kann. Sie fragen mich, warum ich überall am Körper Narben habe. Sie fragen mich, ob ich einen Schwanz oder eine Muschi habe. Oder sie fragen mich, ob ich von Geburt an blind bin oder ob ich erst blind geworden bin, was dazu führt, dass sie mich fragen, wie ich blind geworden bin, als ob ein so offensichtlich tragisches Ereignis ein akzeptables Thema für Small Talk wäre. Es ist nicht so, dass ich meine Vergangenheit verbergen möchte – aber ich möchte nicht über ernste Dinge sprechen, wenn ich versuche, Spaß zu haben, geschweige denn mich mit Menschen über meinen HIV-Status unterhalten, die in den meisten Fällen nicht einmal wissen, was es bedeutet, wenn die Viruslast einer Person nicht nachweisbar ist. Und weil es mich verblüfft, dass völlig Fremde nichts Unangemessenes darin sehen, mich dazu bringen zu wollen, solche intimen Angelegenheiten öffentlich zu machen, um ihre Neugier zu befriedigen.“ ─ Manuela Solano
Manuela Solano (geb. 1987 in Mexiko-Stadt, MX) schloss 2012 ihr Studium an der Nationalen Schule für Malerei, Bildhauerei und Druckgrafik in Mexiko-Stadt ab, nachdem sie einen Studienaufenthalt an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Lyon absolviert hatte. Im Jahr 2014 verlor sie aufgrund von Komplikationen einer HIV-bedingten Infektion ihr Augenlicht. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit Identität, Erinnerung und Humor. Die Arbeiten der Künstlerin wurden weltweit in zahlreichen institutionellen Ausstellungen gezeigt. Ihre wichtigsten Einzelausstellungen fanden im Dundee Contemporary Arts (2022), im Pivô, São Paulo (2021), in der Kunsthalle Lissabon, Lissabon (2021), im Institute of Contemporary Art, Miami (2018) und im Museo de Arte Carrillo Gil, Mexiko-Stadt (2016) statt. Ihre Arbeiten waren in Gruppenausstellungen im Henie Onstad Art Center (2022), im Palais de Tokyo (2019), im New Museum (2018) und im Museo Universitario del Chopo (2014) zu sehen. Vor kurzem wurden ihre Werke in die Sammlung des Solomon R. Guggenheim Museum in New York aufgenommen. Manuela lebt und arbeitet in Berlin.
Diese Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin „Artistic Responses to HIV/AIDS“ von Samuel Perea-Díaz statt, unterstützt von HU Berlin Perspectives und dem Büro für Wissensaustausch mit der Gesellschaft. Diese Aktivität ist Teil des „Proyecto I+D (PID2024-155474NB-I00) Affektive Prozesse in kollektiven künstlerischen Praktiken: Zwischen Handlungsfähigkeit und Erfahrungswissen (MICIU)“.