Orangerie der Fürsorge: Colour, Touch, Sound. Encountering the Vegetal pt. 2 (Mélia Roger, Gilly Karjevsky, Dunja Krcek)
Was wächst rund um den Alexanderplatz? Wie nehmen wir Pflanzen wahr und wie beeinflusst die räumliche Umgebung diese Wahrnehmung? In welcher Beziehung stehen wir zu pflanzlichen Lebewesen, wenn wir sie beobachten oder berühren? Wie können wir pflanzliche Ausdrucksweisen verstehen lernen?
Ein Spaziergang, ein Farb-Workshop, eine Übung im Zuhören und ein Gespräch untersuchen persönliche Begegnungen mit dem Pflanzlichen.
18–19 Uhr
Listening Through Hands
Lecture Performance für öko-empathisches Hören von Mélia Roger
Mélia Roger erkundet verborgene und ungehörte Schichten der Landschaft, indem sie mit an den Händen befestigten Mikrofonen den verstärkten Klang ihrer Berührung über Kopfhörer hört. Sie streichelt, berührt, spürt die Rauheit der Oberflächen, denen sie aufmerksam zuhört. Inspiriert von dem Begriff des „Dazwischen“ der Klangkünstlerin und Forscherin Salomé Voegelin, zeigen ihre Klangtexturen Beziehungen auf, die ohne Berührung in der Leere und Stille existieren. Der Verbindungspunkt, scheinbar eine klangliche Reibung, kann mit Sorgfalt und Zärtlichkeit erforscht werden, die Fragen über die Zustimmung des Anderen aufwerfen – als ob die Mikrofone die schwierige Beziehung zwischen ihren Händen und der nicht-menschlichen Haut aktivieren würden. Mélia Roger schlägt den Begriff des „öko-empathischen Zuhörens“ vor, um von einer anthropozentrischen Position des Zuhörens abzuweichen und den Akt des aufmerksamen Zuhörens gegenüber nicht-menschlichen und mehr-als-menschlichen Lebewesen zu beschreiben: Indem sie ihrer Berührung von Rinden, Steinen und Blättern zuhört, bietet sie ein verkörpertes Zuhören des Anderen an.
Mélia Roger ist Künstlerin und Sounddesignerin für Film und Kunstinstallationen. In ihrer Arbeit erkundet sie die klangliche Poetik der Landschaft durch field recordings und aktive Hörperformances. Sie erforscht die Beziehungen zwischen Mensch und Nicht-Mensch und strebt durch ein empathisches Hören der Umwelt Möglichkeiten für einen ökologischen Wandel an. Mit einem Hintergrund in klassischer Musik und Tontechnik entwickelte sie während ihres Studiums im Transdisciplinary Studies Programm an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) einen künstlerischen Zugang zu Klang, wobei sie mit Stimme und field recordings arbeitete. Sie lebt zwischen Paris und Zürich.
Gilly Karjevsky ist Kuratorin für urbane Praxis und unterrichtet und kuratiert Programme an der Schnittstelle von Ökologie, Ethik der Fürsorge und radikaler Kollektivität. Während ihrer Gastprofessur an der Hochschule für Bildende Kunst, Hamburg (2022–24) lag ihr Fokus auf sozialen Technologien und ökofeministischen Genealogien. Sie forscht zu der Frage, wie sich mehr-als-menschliche Kollektive auf andere Weise organisieren. Sie war Co-Leiterin von 72 Hour Urban Action (2010–2021) und ist Gründungsmitglied der Floating University Berlin, wo sie Climate Care, ein Festival für Theorie und Praxis an einem Lernort für Natur-Kultur (2019–23) kuratiert hat, sowie von Soft Agency, einer diasporischen Gruppe feministischer Raumpraktikerinnen (2019–24). Als Kuratorin-in-residence am Central Saint Martins College in London berät sie das Spatial Practices Programm, wie ökologische Anwendungen der Ethik der Fürsorge in den Lehrplan integriert werden können.
Dunja Krcek arbeitet mit Malerei, Textilien und ortsspezifischen Installationen. Sie interessiert sich für die bildliche Untersuchung von Beziehungen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Lebewesen und dem Begriff des „Felt Sense“. Mit ihrem ganzheitlichen, prozessorientierten Ansatz entwickelt sie auch Workshops zur Herstellung und Verwendung von Pflanzenfarben sowie gemeinschaftsbildende Formate mit dem Dunjiva Kollektiv, die die Aufmerksamkeit für die Biodiversität verschiedener Landschaften mit künstlerischen Mitteln schärfen. Sie lebt in Wien.
19–20 Uhr
Gespräch mit Dunja Krcek, Mélia Roger und Gilly Karjevsky