Dissident Paths: Schwellen überschreiten, Verbindungen halten
mit dem Hand Breast Heart Kollektiv
Zugänglichkeit:
- Der Treffpunkt ist etwa 5 Minuten von der U-Bahn-Station Kochstraße (U6), 10 Minuten vom S-Bahnhof Anhalter Bahnhof (S1, S2, S25, S26) oder 3 Minuten von der Bushaltestelle Wilhelmstr./Kochstr. (M29) entfernt. Die genannten Stationen sind barrierefrei zugänglich. https://wheelmap.org/node/4827813424
- Unterstützungspersonal für Menschen mit Behinderungen ist unterwegs verfügbar.
- Die Route ist rollstuhlgerecht und verläuft über markierte Gehwege und Parkwege.
- Barrierefreie Toiletten sind sowohl am Treffpunkt als auch am Endpunkt der Route vorhanden.
- Entlang des Weges gibt es mehrere Ruhepunkte.
- Sollten Sie weitere Bedürfnisse hinsichtlich Barrierefreiheit haben, teilen Sie uns diese gerne unter cruisingcurators@gmail.com mit.
Wir bitten um Anmeldung unter anmeldung@ngbk.de.
Als Teil von Path 1: Spaces and Thresholds von Dissident Paths lädt das Hand Breast Heart Kollektiv zu einem Spaziergang durch Schwellenräume zwischen dem Dokumentationszentrum Topographie des Terrors und dem Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas ein. Im Mittelpunkt stehen Lesungen und ein gemeinsames Nachdenken zu folgender Überlegung:
Der römische Gott Janus ist eine Gottheit des Anfangs und des Endes, Hüter der Schwellen, der Tore, der Übergänge, der Zeit und der Dualität. Der Opferkönig führte seine Zeremonien durch, und die Tore eines nach dem Gott benannten Gebäudes in Rom wurden in Kriegszeiten geöffnet und zum Zeichen des Friedens geschlossen. Seine griechische Entsprechung findet sich unter anderem im Archetypus der Hekate, der Hexengöttin. Jede Kultur hat Gottheiten, die Türen, Schwellen, Grenzen oder Durchgängen zugeordnet sind. Dieser Spaziergang lehnt sich an das Bild eines zweigesichtigen Gottes an. Was auf den ersten Blick Polarität suggeriert, kann auch als zyklische Energie ohne Ende oder Anfangspunkt verstanden werden, da das zugrundeliegende Prinzip gleichzeitig Anfänge und Enden symbolisiert. Im Angesicht von Erinnerungskultur und Auslöschung stehen Zuneigung, Geduld und Trauer im Zentrum dieses kurzen Spaziergangs im politischen, historischen und touristischen Zentrum der Stadt. Jahrhunderte der Gewalt verdichten sich in der Disneyfizierung historischer Anekdoten und selektiver Triumphe. Wir wollen Verbindungen suchen, spazieren gehen, innehalten, lesen, umdenken, erkennen und verwandelt aus dem Walk hervorgehen.
Entstanden aus einem Theaterstück von Nicole Angela Pearson, hat sich das Hand Breast Heart Kollektiv darauf spezialisiert, Verbindungen über Grenzen hinweg zu knüpfen, sowie Gemeinsamkeiten und die geschichtlichen Zusammenhänge zu erkennen, die in Ausgrenzungen und Auslöschungen zu finden sind. Das Kollektiv arbeitet interdisziplinär und erforscht den öffentlichen Raum mit Spaziergängen, Interventionen und Gegen-Narrativen. Das Hand Breast Heart Kollektiv transformiert Trauer in Freude. Ihm gehören Ghasal Falaki, Nicole Angela Pearson und Nina Berfelde an.
Ghasal Falaki ist eine queere Soziologin, Poetin, Feministin und PoC. Im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit stehen sensibilisierte, Gemeinschaft schaffende Begegnung, Biographiearbeit sowie die eigene und geteilte Geschichte. Dabei ist ein (öffentlicher) Raum für ein gemeinsames Miteinander, der empowert, besonders relevant für ihre prozesshafte Arbeit, sei es durch Schreiben, Lesen oder Spoken Word als Ausdrucksform. Die Reflexion von Migrationsgeschichte(n), Flucht und Trauma sowie die eigene Identität als Reziprozität in Gemeinschaft der eigenen (Un-)Zugehörigkeit mit intersektionaler Brille sollen durch Austausch und friedliches Miteinander verarbeitet und fokussiert werden. Ob durch Schreibwerkstätten (Poesie oder Comedy) oder Lesungen.
Nicole Angela Pearson ist eine Theaterkünstlerin, Forscherin, Schriftstellerin und Aktivistin afrikanischer Abstammung. Sie bringt ausgelöschte Geschichten ans Licht und hilft Communities, diese auf fantasievolle, interaktive Art zu versöhnen. Ihre Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen des Kolonialismus und der transatlantischen Versklavung über Räume und Zeiten hinweg. Inspiriert von dem afrodeutschen Aufklärer Anton Wilhelm Amo, erforscht sie die Überschneidungen von Empfindung und Erkenntnis. Der Körper ist dabei Ort ihrer Arbeit. Diese Praxis ermöglicht es, Bewusstsein zu kultivieren, Empathie zu fördern und uns in unserer Umgebung mit größerer Sensibilität und Achtsamkeit zu bewegen. Als Mitglied des Amo-Kollektivs hat sie kürzlich ein dreitägiges Counter-Mapping-Event zum Gedenken an die Berliner Konferenz kuratiert. Sie nutzt afrikanische und afro-diasporische Ausdrucksformen wie Tanz, Gesang und Essen als verbindende und heilende Praxis.
Nina Berfelde ist Künstlerin, Mutter, Dokumentarfilmerin, Forscherin, Kulturanthropologin, Gärtnerin und Flâneurin. Dass sie 1982 in der DDR geboren wurde, prägt ihre Perspektive/n, Analysen, Herangehensweisen, Werkzeuge und Kommunikations- wie Vermittlungsstrategien. Sie gräbt sich durch das historische Sediment, und legt ihre Finger in die Wunden der Täter_innen, während sie sich selbst als Erbin und Aufarbeiterin von Tat und Untat begreift. Begleitet von vielen anderen, die eine dichotome, lineare Narration ablehnen und unterwandern, legt ihre Praxis den Boden frei für längst überfällige Diskurse.
Teil von PATH 1: SPACES AS THRESHOLDS (Übergänge und Gemeingüter)
Mit Beiträgen von Saverio Cantoni & Noah Gokul & Lo Moran & Iz Paehr, hand breast heart kollektiv, Mirja Busch, Harun Morrison, House’ it going? (Laura Margarete Bertelt & Uli Kneisl)
Wo beginnt eine Schwelle? Brücken, Grenzen, Durchgänge – Städte sind durchzogen von Zwischenräumen: Orte des Kommens und Gehens, der Begegnung und der Trennung. Hier tritt manches offen zutage, anderes bleibt im Verborgenen. Manche Schwellen heißen willkommen, andere grenzen aus. Wie finden wir Gemeinsamkeiten an Orten gelebter Vielfalt?
Dieser Pfad folgt der Überzeugung, dass urbane Räume als Gemeinschaftsgüter und öffentliche Ressourcen begriffen werden sollten, die allen Mitgliedern der Gesellschaft zugänglich sind, menschlichen ebenso wie nicht-menschlichen. Die versammelten Beiträge beobachten oder reflektieren über Unsichtbarkeit und Zugänglichkeit in einer fragmentierten Welt (Saverio Cantoni, Noah Gokul, Lo Moran & Iz Paehr); über Klimawandel (Mirja Busch); über Wasserwege und sich wandelnde Landschaften (Harun Morrison); über Erinnerungskultur und Auslöschung (hand breast heart kollektiv); sowie über eine sich verändernde Architektur, die das Gemeinschaftliche zunehmend verdrängt (House’ it going?). Gemeinsam zeichnen sie nach, wie Körper Schwellen durchqueren, die von ökologischer Fragilität, vielschichtigen Erzählungen und dem urbanen Wandel geprägt sind.