Kyiv Perenniale: Love and Know Your Native Land
Vortrag der Kunstinitiative De Ne De mit Yevheniia Moliar, Liubov Malikova, Nataliya Diachenko und Vova Vorotniov
Die selbstorganisierte Kunstinitiative De Ne De versammelt Künstler_innen, Musiker_innen, Architekt_innen und Historiker_innen in dem Vorhaben, ein unbekanntes, verborgenes kulturelles Erbe zu bewahren. De Ne De erforscht den kulturellen Wandel, der durch ideologische Verschiebungen verursacht wurde, insbesondere Prozesse von Dekolonisierung und Dekommunisierung. Der Name De Ne De ist ein Wortspiel, eine beliebig variierbare Kombination aus den Begriffen Dekommunisierung, Dekonstruktion, Dekolonisierung und Deideologisierung, die im Diskurs der Initiative allgegenwärtig sind. Wörtlich könnte man ihn mit „irgendwo“ oder „hier und da“ übersetzen, was direkt auf die Hauptaktivität der Gruppe verweist: Forschungs- und Suchexpeditionen.
Seit 2015 reist De Ne De durch die ganze Ukraine auf der Suche nach einem einzigartigen kulturellen Erbe, das im Verschwinden begriffen ist. Dabei erkunden sie Ausstellungen in Regionalmuseen, leerstehende Sowjetbauten, Denkmäler und Mosaike. Diese Expeditionen tragen den Titel „Люби та знай свій рідний край / Liebe und Kenne Dein Heimatland“, den typischen Titel ukrainischer Schulaufsätze, in denen die Schüler_innen für gewöhnlich stereotype Merkmale ihrer Heimat beschreiben. Unter diesem Titel veröffentlicht die Gruppe auch ihre Forschungsergebnisse, die ein wesentlicher Teil der ukrainischen Identität sind. Die Mitglieder von De Ne De zeigen eine Auswahl der Foto- und Videodokumentationen ihrer Expeditionen und geben den Besucher_innen die Möglichkeit, ihr eigenes Souvenir mit Originalornamenten des verschwindenden sowjetischen kulturellen Erbes in der Ukraine zu drucken.
Hinweis zum Druck-Workshop: Die Besucher_innen sind angehalten, eigene Textilien mitzubringen, auf die Fragmente des ukrainisch-sowjetischen Denkmalerbes gedruckt werden können.
Nataliya Diachenko (geboren 1988 in Korsun-Shevchenkivskyi, Ukraine) ist Fotografin und Videokünstlerin und lebt derzeit in Kyiv. Sie ist Mitglied der Kunstinitiative De Ne De und Mitbegründerin des Projekts Museum is Open for Renovation. Ihre Arbeiten wurden in der Ukraine, in Portugal, Österreich, Deutschland, Polen und Schweden gezeigt.
Yevheniia Moliar ist Kunsthistorikerin und arbeitet zum kulturellen Erbe der Sowjetzeit, insbesondere zum Thema Monumentalkunst. Sie hat an der Nationalen Akademie der Bildenden Künste und Architektur in Kyiv studiert und das Projekt SOVIET MOSAICS IN UKRAINE kuratiert. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Stadt- und Regionalplanung im Fachbereich Städtebauliche Denkmalpflege und Urbanes Kulturerbe an der Technischen Universität Berlin.
Liubov Malikova (geboren 1985) ist eine Künstlerin, Designerin und Aktivistin aus Kyiv, Ukraine. Sie ist Mitbegründerin des Kollektivs DIS/ORDER und Mitglied der Initiative De Ne De. Sie war als Nominierte, Gewinnerin oder Teilnehmerin bei verschiedenen lokalen und internationalen Wettbewerben und Messen im Bereich Kunst und Modedesign präsent. Ihre Arbeiten wurden in der Ukraine, in Großbritannien, Polen und Deutschland gezeigt und veröffentlicht.
Vova Vorotniov (geboren 1979 in Chervonohrad) ist ein Künstler, der mit der Sprache von Graffiti und Vandalismus experimentiert und die Grenzen zwischen Kunst und Nicht-Kunst auslotet. Vor einem theoretischen Hintergrund manipuliert er in seinen Werken die Bilder der Weltkultur und schafft daraus treffende, sarkastische und aktuelle Statements.