Gespräch mit Epp Annus, Franziska Davies und Darya Tsymbalyuk

Auf Englisch

Das Panel verschiebt den Fokus des dekolonialen Diskurses von West nach Ost und untersucht die Fallstricke Osteuropas im postsowjetischen und postsozialistischen Kontext. Die Podiumsgäste sprechen über das Russische Reich und die UdSSR in Bezug auf die Ukraine und auf nicht-russische Gemeinschaften innerhalb der Russischen Föderation. Sie erörtern, inwiefern der russozentrische Blick des Westens auf Osteuropa dazu beigetragen hat, das zerstörerische Potenzial des russischen Imperialismus zu unterschätzen. Unterschiedliche Bedeutungen, Ähnlichkeiten und Verflechtungen von Dekolonisierungsprozessen in der Ukraine, dem Baltikum und Georgien werden ebenso thematisiert wie die Art und Weise, wie sich koloniale Gewalt auf die Körper der angegriffenen Menschen auswirkt und warum dekoloniale Arbeit in und durch Körper ausgedrückt und wahrgenommen wird.

Epp Annus ist Professorin an der Universität Tallinn (Estland) und lehrt außerdem an der Ohio State University (USA). Zu ihren neuesten Büchern gehören Soviet Postcolonial Studies: A View from the Western Borderlands (Routledge, 2018) und Coloniality, Nationality, Modernity: A Postcolonial View on Baltic Cultures under Soviet Rule (Hrsg.; Routledge, 2018). Sie ist Autorin und Koautorin von drei Monografien und mehreren Sammelbänden in estnischer Sprache. Derzeit arbeitet sie an einem Manuskript mit dem Titel Environment and Society in Soviet Estonia, 1960-1990 (Cambridge UP). Neben ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin hat sie zwei Romane, einige Gedichte und mehrere Kinderbücher veröffentlicht.

Franziska Davies ist Historikerin für Ost- und Ostmitteleuropa an der Ludwig-Maximilians-Universität in München mit Schwerpunkt auf der modernen Geschichte Polens, Russlands und der Ukraine. Der von ihr herausgegebene Essayband Die Ukraine in Europa. Träume und Trauma einer Nation ist 2023 in Deutschland erschienen.

Darya Tsymbalyuk schreibt, forscht und zeichnet. Nachdem sie 2021 an der University of St Andrews (Schottland) promoviert wurde, erhielt sie verschiedene Gaststipendien am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien, am St Anthony’s College der University of Oxford, an der School of Advanced Study der University of London und am New Europe College in Bukarest. Derzeit arbeitet sie an einem Buch über die Umweltzerstörung durch Russlands Krieg gegen die Ukraine, das demnächst bei Polity erscheint.